Das schönste Kompliment macht Richard Chassot (45). Als Direktor der Tour de Romandie kommt er bei Stefan Küng ins Schwärmen. «Einen Rennfahrer, der die Zuschauer so in den Bann zieht, habe ich noch nie erlebt. Küng hat eine Ausstrahlung, mit der er alle erobert.»
Das abschliessende Zeitfahren in Lausanne (17,3 km) ist nicht auf den 21-Jährigen zugeschnitten. Er fährt auf Rang 15, verliert 43 Sekunden auf den Sieger Tony Martin (De). Der Deutsche profitiert dabei von einem Defekt (Velowechsel) von llnur Sakarin (25): Der Russe verliert das Zeitfahren, gewinnt aber die 69. Tour de Romandie – vier Jahre nach seiner zweijährigen Dopingsperre (Anabolika).
Bester Schweizer im Gesamtklassement ist Mathias Frank (12.), der sein Ziel (Top 5) klar verpasst hat. Zufrieden mit seiner ersten grossen Rundfahrt ist Stefan Küng:
«Ich spürte die letzten Tage. Ich bin halt immer noch ein Neo-Profi. Ich habe noch nicht die Härte der erfahrenen Berufskollegen. Ich konnte dem Team helfen. Ich hatte eine Chance, die habe ich gepackt. Dieser Erfolg war wunderschön für mich. Überhaupt, es war ein schöner Parcours für uns Rennfahrer, mit wunderschönen Gegenden.»
Und er hat auf der Königsetappe (im SonntagsBlick) neue Erfahrungen gesammelt. «Ich bin erstmals im Gruppetto gefahren. Langsamer hätte ich nicht fahren können. Sonst hätte ich absteigen und hochlaufen müssen.»
Gebremst haben ihn die routinierten Fahrer. Die Italiener haben ihm zugerufen «giovane, tranquillo» («langsam Junge»). «Da habe ich halt mitgemacht. Sie erklärten mir dann, wie das im Feld der abgehängten Fahrer funktioniert.»
Bei der 70. Tour de Romandie (26. April bis 1. Mai 2016) hat Küng dann ausgelernt. Das Rennen beginnt mit einem Einzel-Zeitfahren in La Chaux-de-Fonds und endet mit einer Sprintankunft in Genf. Neu findet das Zeitfahren (in Sitten) zwischen den zwei Bergankünften (die eine in Villars VD, die andere ist noch offen) statt.