Jüngster Sieger seit 110 Jahren
Schlägt Bernal jetzt den Tour-Rekord?

Egan Bernal (22) gewinnt die Tour de France 2019. Es dürfte nicht sein einziger Sieg an der Frankreich-Rundfahrt bleiben. Wetten?
Publiziert: 29.07.2019 um 11:07 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2019 um 08:15 Uhr
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Der hellste Stern am Radsport-Himmel: Egan Bernal ist Tour-de-France-Sieger 2019.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann

Egan Bernal ist der grosse Sieger der Tour de France. Das zeigt sich nicht nur auf den Champs-Elysées, wo er das oberste Podest besteigt. Bernal ist auch ein Sieger der Herzen. Die Bilder, wie er seine Verlobte küsst und seinen Vater umarmt, bleiben haften.

So wie beim offiziellen TV-Interview nach der Freitags-Etappe, als er das Gelbe Trikot eroberte. «Davon habe ich so lange geträumt», sagt er. Seine Stimme stottert, versagt. Bernal senkt den Kopf, weint hemmungslos, fängt sich wieder und redet weiter.

Es gibt keinen, der ein schlechtes Wort über Bernal verliert. Er ist nett und zuvorkommend, wirkt fast scheu. Nun könnte man monieren, er habe keine Ecken und Kanten. Anderseits: Wie soll ein 22-Jähriger, der erst seit vorigem Jahr bei den Profi-Radfahrern unterwegs ist, auftreten?

Bernal steht am Anfang einer grossen Karriere. Nun erfüllt sich, was man seiner Mutter Flor Gomez schon vor der Geburt prophezeite. Als diese 1997 wegen Übelkeit zu ihrem Vertrauensarzt ging, sagt er: «Du bist seit einem Monat schwanger.» Und meinte kurz darauf: «Ich habe den perfekten Namen für deinen Sohn. Egan. Das heisst auf Griechisch Champion.»

Sogar bessere Messwerte als Froome

Stimmt zwar nicht, aber Egan ist trotzdem Champion. Bernal bringt alles mit, das ihn zum künftigen Rundfahrten- Dominator machen kann. Unter anderem bei Messungen des VO2-max-Wertes. Dieser verrät die maximale Fähigkeit des Körpers zur Sauerstoff-Aufnahme während der Belastung. Die Masseinheit: Milliliter pro Minute in Relation zum Körper­gewicht in Kilogramm.

Tönt kompliziert. Entscheidend ist, dass Bernal einen Wert von 91 hat. Phänomenal. Als Vergleich: Chris Froome, sein Ineos-Teamkollege und vier­facher Tour-Sieger, soll 84,6 erreicht haben. «Das ist nur eine Zahl. Ich leide wie alle anderen auch», so Bernal, «aber es ist eine gute Zahl.»
Mit 22 ist Bernal ganz oben angekommen. Er ist der jüngste Tour-Sieger seit 110 Jahren. Und in Kolumbien ein Held. «Sein Leben wird sich komplett ändern», sagt Ineos-Manager David Brailsford. Es wird sich zeigen, wie Bernal damit im Kopf umgeht. Auf dem Rad hat er schon jetzt etwas, das viele Kolumbianer vor ihm nicht hatten: Er ist komplett. Oder fast komplett. Gut im Zeitfahren, tempofest bei Flachetappen, souverän im Positionskampf. Dazu Weltklasse am Berg und technisch gut in den Abfahrten.

Vier Fahrer gewannen die Tour de France fünf Mal: die Franzosen Jacques Anquetil (1957, 1961-64) und Bernard Hinault (1978, 1979, 1981, 1982, 1985), dazu der belgische Kannibale Eddy Merckx (1969 bis 1972, 1974) und der Spanier Miguel Indurain (1991 bis 1995). Bernal könnte sie allesamt übertreffen.

Das meint BLICK: Diese Tour war geil

Spannung, Dramen und mit Egan Bernal ein neuer Stern am Rad-Himmel. Diese Tour de France bot viel. Sehr viel. Einfach gesagt: Sie war richtig geil. Entscheidend dabei war, dass es knapp zu und her ging. Im Kampf um den Tageserfolg (es gab 15 verschiedene Sieger) und im Gesamtklassement (4 Fahrer innerhalb von 2 Minuten). Frankreich erlebte dabei zuerst ein Märchen, dann ein Alptraum. 14 Tage lang trug Julian Alaphilippe das Maillot Jaune. Ein krasser Aussenseiter, den niemand auf der Rechnung hatte, viele aber ins Herz schlossen. Erst in der drittletzten Etappe, welche wegen Hagelschauern und einer Schlammlawine abgebrochen wurde, explodierte er. Gleichentags musste Thibaut Pinot, das zweite Ass der Grande Nation, aufgeben. Verletzt. Er stieg weinend vom Rad. Seit 34 Jahren wartet Frankreich auf einen Tour-Sieger. 

Auch Bernal, der grosse Sieger, weinte – allerdings vor Glück. Nicht nur für das unbeliebte Team Ineos (früher Sky) ist er ein Glücksfall, sondern für den ganzen Radsport. Im Vergleich zu seinen Teamkollegen Chris Froome (Tour-Sieger 2013, 2015 bis 2017) und Geraint Thomas (Tour-Sieger 2018) ist er jung und unverbraucht. Vor allem haftet ihm nicht der Geruch eines möglichen Doping-Sünders an. Bleibt die Frage: Wie geht das Wunderkind künftig mit dem Druck um? Auch das weckt die Vorfreude auf die nächste Tour. (mag)

Spannung, Dramen und mit Egan Bernal ein neuer Stern am Rad-Himmel. Diese Tour de France bot viel. Sehr viel. Einfach gesagt: Sie war richtig geil. Entscheidend dabei war, dass es knapp zu und her ging. Im Kampf um den Tageserfolg (es gab 15 verschiedene Sieger) und im Gesamtklassement (4 Fahrer innerhalb von 2 Minuten). Frankreich erlebte dabei zuerst ein Märchen, dann ein Alptraum. 14 Tage lang trug Julian Alaphilippe das Maillot Jaune. Ein krasser Aussenseiter, den niemand auf der Rechnung hatte, viele aber ins Herz schlossen. Erst in der drittletzten Etappe, welche wegen Hagelschauern und einer Schlammlawine abgebrochen wurde, explodierte er. Gleichentags musste Thibaut Pinot, das zweite Ass der Grande Nation, aufgeben. Verletzt. Er stieg weinend vom Rad. Seit 34 Jahren wartet Frankreich auf einen Tour-Sieger. 

Auch Bernal, der grosse Sieger, weinte – allerdings vor Glück. Nicht nur für das unbeliebte Team Ineos (früher Sky) ist er ein Glücksfall, sondern für den ganzen Radsport. Im Vergleich zu seinen Teamkollegen Chris Froome (Tour-Sieger 2013, 2015 bis 2017) und Geraint Thomas (Tour-Sieger 2018) ist er jung und unverbraucht. Vor allem haftet ihm nicht der Geruch eines möglichen Doping-Sünders an. Bleibt die Frage: Wie geht das Wunderkind künftig mit dem Druck um? Auch das weckt die Vorfreude auf die nächste Tour. (mag)

Bernal-Sieg hilft der Tour de Suisse

Lange kämpfte die Tour de Suisse mit dem Rad-Weltverband. Ihr Ziel: Drei statt zwei Wochen früher starten, damit die Rad-Stars mehr Erholungszeit vor der Tour de France haben. So wie es die Dauphiné-Rundfahrt hat. Es war ein Kampf gegen Windmühlen. Denn: Der mächtige Tour-Organisator ASO (Armaury Sports Organisation) ist auch für den Dauphiné verantwortlich und will keine Konkurrenz.

Nun zeigt sich im Fall von Egan Bernal aber, dass man auch nach der Schweizer Rundfahrt – die er ebenfalls gewann – bei der Grande Boucle reüssieren kann. «Das ist cool und ein gutes Zeichen», meint Olivier Senn. Der ehemalige Tour-de-Suisse-Direktor ist nach einem Jahr Pause wieder in der operativen Leitung der Rundfahrt mit dabei. «Und es würde mich freuen, wenn Bernal im nächsten Jahr sein Erfolgsrezept wiederholt und in der Schweiz startet.» (mag)

Lange kämpfte die Tour de Suisse mit dem Rad-Weltverband. Ihr Ziel: Drei statt zwei Wochen früher starten, damit die Rad-Stars mehr Erholungszeit vor der Tour de France haben. So wie es die Dauphiné-Rundfahrt hat. Es war ein Kampf gegen Windmühlen. Denn: Der mächtige Tour-Organisator ASO (Armaury Sports Organisation) ist auch für den Dauphiné verantwortlich und will keine Konkurrenz.

Nun zeigt sich im Fall von Egan Bernal aber, dass man auch nach der Schweizer Rundfahrt – die er ebenfalls gewann – bei der Grande Boucle reüssieren kann. «Das ist cool und ein gutes Zeichen», meint Olivier Senn. Der ehemalige Tour-de-Suisse-Direktor ist nach einem Jahr Pause wieder in der operativen Leitung der Rundfahrt mit dabei. «Und es würde mich freuen, wenn Bernal im nächsten Jahr sein Erfolgsrezept wiederholt und in der Schweiz startet.» (mag)

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Im BLICK-Ticker gibt es alle Etappen der Tour de France 2019 nochmals zum Nachlesen. Verpassen Sie kein Ergebnis und Highlight des legendären Radrennens!

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