«Ich hatte Gänsehaut am Chuderhüsi»
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Bergpreis-Führender Imhof:«Ich hatte Gänsehaut am Chuderhüsi»

Imhof glänzt an Tour de Suisse
Freundin Marie-Lise bibbert im Team-Auto mit

Claudio Imhof (28) erlebt eine traumhafte Tour de Suisse. Beim Zeitfahren im Obergoms ist BLICK hautnah dabei – und erlebt knifflige Momente.
Publiziert: 23.06.2019 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2019 um 15:43 Uhr
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Claudio Imhof ist einer der Aufsteiger an der diesjährigen Tour de Suisse.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
Mathias Germann

Claudio Imhof (29) kann nicht mehr. Er fällt vom Rad, öffnet das Trikot und legt sich auf den Asphalt. «Bin ich Erster?», fragt er erschöpft. «Nein, Zweiter. Aber das war super», sagt seine Freundin Marie-Lise (23) begeistert. Nach einigen Minuten steht Imhof auf, umarmt seine Herzensdame. Und meint: «Es ist gut gelaufen.»

Letztlich landet Imhof beim Zeitfahren auf Platz 16 (+49 Sekunden). Auf den ersten Blick nichts Besonderes. Das täuscht. Denn: Der Bahn-Spezialist tritt erstmals auf einer so grossen Rad-Bühne auf. Er zeigt sich von seiner besten Seite, trug gar während vier Tagen das Bergpreis-Trikot. «Ich wäre nicht überrascht, wenn er einen Profi-Vertrag bekommt», meint sein Sportlicher Leiter Marcello Albasini. Für einen Fahrer von 28 Jahren, der derzeit praktisch nichts verdient, wäre das ein grosser Erfolg.

Zurück zum Zeitfahren. BLICK darf im Auto von Albasini mitfahren. Dieser begleitet Imhof während der 19,2 Kilometer im Obergoms. Doch was heisst begleitet? Albasini ist Imhofs Steuermann und Anpeitscher. Bevor es losgeht, funkt er aber nervös: «Claudio, wo bist du? Noch eine Minute bis zum Start!» Keine Antwort. Auch Claudios Freundin, die erstmals überhaupt in einem Begleitfahrzeug mitfährt, ist angespannt. Dann erscheint Imhof – gerade noch rechtzeitig. «Ich wurde aufgehalten», sagt er später in seiner typischen Gelassenheit. 

So entspannt Imhof im normalen Leben ist – auf dem Rad wird er zum Gladiator. Er fliegt über den schmalen Radweg des Rottens entlang. «Links, rechts, jetzt gaa laa», weist ihn Albasini an. Kurz darauf rutscht Marie-Lise in Oberwald das Herz in die Hose. Es geht rauf, runter und um die Ecke. Alles in horrendem Tempo. «Wie auf einer Achterbahn», sagt sie. Nach dem Bahnübergang biegt Imhof auf die Kantonsstrasse ein. Albasini: «Jetzt chunt din teil, laa de motor laufe!» Dann sieht sein Schützling den eine Minute vor ihm gestarteten Fabien Grellier (Fr). «Das isch din haas, hol ihn dir!» Gesagt, getan, Imhof fährt an Grellier vorbei – der Tacho zeigt 63 km/h an. Eine kurze Steigung folgt. «Chum, ufeballere! Allez!» Imhof holt alles aus seinem Körper raus, kurz darauf erreicht er die Ziellinie.

«Ich bin mega stolz auf Claudio», sagt Marie-Lise. Imhof meint: «Dass sie heute dabei war, ist ein weiteres Highlight dieser Tour.» Und dann überrascht er alle. «Der Funk hat nicht funktioniert. Ich habe Marcello nie gehört.» Wie bitte? «So ist es. Ein technischer Fehler. Macht aber nichts. Als Bahnfahrer weiss ich, wie mein Körper funktioniert.» Sagt es, und gibt Marie-Lise ein Küsschen. Imhofs Welt ist mehr als nur in Ordnung.

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