Nach einer längeren Pause ist Altmeister Fabian Cancellara (35) wieder im Rennen. «Wie schon bei den Klassikern, auch bei den Etappenrennen gibt es für mich keine Abschiedstournee», sagt der Berner.
Der Giro ist seine zweitletzte grosse Rundfahrt seiner 16-jährigen Karriere. Im Juli ist dann noch die Tour de France Pflicht. Mit dem Etappenziel und Ruhetag in Bern (18./19. Juli). Und im Gegensatz zur Tour de France (10 Starts – 7 Etappensiege – 29 Tage in Gelb) und der Spanien-Rundfahrt (7 Starts – 3 Etappensiege – 5 Tage in Gelb) hat er am Giro nach zwei Starts noch nichts gewonnen.
Allerdings hat sich Cancellara am Mittwoch einen Virus eingefangen. «Ich habe Fieber und Bauchschmerzen und liege im Bett. Heute habe ich einen vollen Tag Erholung und bleibe für den Prolog positiv gestimmt», meldet sich der Berner am frühen Morgen über Twitter.
Das erschwert zwar die Aufgabe, ändert aber an der Zielsetzung nichts. «Ganz klar, das Auftaktzeitfahren ist mein grosses Ziel», sagt der Berner. «Ich will das Rosa-Trikot, es fehlt mir noch in der Sammlung.» Und immer wenn die grossen Landesrundfahrten im Ausland starten holt Cancellara den Sieg: Den Tour-Prolog in Lüttich (2004 und 2012), London (2007), Monte Carlo (2009) oder Rotterdam (2010). Und den Erfolg an der Vuelta im holländischen Assen (2009).
Jungstar Stefan Küng (22) ist erst zum zweiten Mal am Start des Giro. «Das Zeitfahren über die 8,9 Kilometer ist ganz klar ein Ziel.» Niemand im Giro-Tross zweifelt, die grossen Favoriten für das Zeitfahren in Apeldoorn sind Fabian Cancellara und Stefan Küng. Aussenseiterchancen hat höchstens Tom Dumoulin (25, Ho).
Stefan Küng wird sich nach dem Giro voll auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro konzentrieren. Er will mit dem Bahnvierer eine Medaille holen. Ob Fabian Cancellara am olympischen Zeitfahren startet, lässt er noch offen. «Ich bin jetzt am Giro, dann sehen wir weiter.»
Während sich Stefan Küng ohne Mühe auf den Giro vorbereiten konnte, musste Fabian Cancellara lange unten durch. Die Nachwehen seines Sturzes bei Paris-Roubaix behinderten ihn lange. «Die Rippenprellung war sehr schmerzhaft. Es dauerte Wochen, bis ich schmerzfrei auf dem Zeitfahr-Velo trainieren konnte.»
Wie bei jedem Zeitfahren an einer Rundfahrt gibt es zwei Rennen im Rennen. Der Kampf um den Etappensieg und eine gute Ausgangslage für die Gesamtfavoriten. Im hohen Alter von 36 Jahren fährt Alejandro Valverde (Sp) seinen ersten Giro. Seine Landsleute Miguel Indurain (1992) und Alberto Contador (2008) haben den Giro ebenfalls im ersten Anlauf gewonnen. Wie auch der Zürcher Hugo Koblet (1950). Er war auch noch der erste ausländische Giro-Gewinner.