Heute grosser Auftritt von Stefan Küng
«Ich bin nicht der neue Cancellara»

Stefan Küng debütiert bei der WM als Einzelfahrer. Im Kampf gegen die Uhr ersetzt er den vierfachen Weltmeister und Olympiasieger Cancellara.
Publiziert: 22.09.2015 um 19:14 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:52 Uhr
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Mit seiner Ausstrahlung zieht Stefan Küng alle in den Bann.
Foto: RDB
Von Hans-Peter Hildbrand

Humor hat Stefan Küng, das 21-jährige Jahrzehnttalent. Als er bei den U23-EM dreimal Gold in zwölf Tagen gewinnt (Bahn und Strasse), antwortet er schmunzelnd. «Ich bin mit 1,94 m ein langer, aber noch lange kein grosser Rennfahrer.»

Der Thurgauer wird im letzten Herbst mit Attributen eingedeckt, die ihn bereits vor dem ersten Profi-Rennen zur Ausnahmeerscheinung machen. Dass er dem Druck gewachsen ist, beweist der Modellathlet in diesem Frühjahr schon in seinen ersten Rennen für das grosse BMC-Team. Sein Solosieg an der Tour de Romandie, der zweite Erfolg an seinem 14. Renntag als Radprofi, ist mehr als grosse Klasse.

Das schönste Kompliment macht ihm Richard Chassot (45). Als Direktor der Tour de Romandie kommt er bei Stefan Küng ins Schwärmen. «Einen Rennfahrer, der die Zuschauer so in den Bann zieht, habe ich noch nie erlebt. Küng hat eine Ausstrahlung, mit der er alle erobert.»

Die Erwartungen an Küng wachsen schnell. Bis ihn der Sturz am Giro (Brustwirbelfraktur) beinahe in den Rollstuhl bringt. Doch er hat Glück. Er kämpft sich wieder an die Spitze. Holt beim WM-Auftakt in Richmond (USA) vor drei Tagen mit seinem BMC-Team Gold im Zeitfahren. Heute fährt er sein erstes WM-Einzelrennen, wieder im Kampf gegen die Uhr (live ab 19 Uhr, SRF 2).

Er sagt, er sei zuversichtlich. «Die Strecke passt mir. Ich weiss, ich verlange von mir immer sehr viel. Aber wegen meiner Verletzung am Giro bin ich ja nur eine halbe Saison gefahren.»

Eine Medaille ist sein Ziel – auch wenn es schwer wird. Sicher ist ­allerdings, dass er besser fahren wird als Fabian Cancellara bei seinem WM-Debüt. Der Berner erreichte 2001 in Lissabon Platz 15 – bis zum ersten WM-Titel dauerte es anschliessend noch fünf Jahre.

Auch Küng hat noch viel Zeit. «Ich weiss im jetzigen Stadium der Karriere eigentlich nie, wozu es mir bei den Profis reicht. Ich bin ja noch sehr jung», sagt er. Vor zwei Jahren habe er nicht einmal von einem Profi-Vertrag geträumt. «Jetzt habe ich ihn – es war schwierig, klaren Kopf zu bewahren und das für mich passende, richtige Team zu wählen.»

Cancellara (34) hat ihm alles aufgezeigt. «Er sagte mir aber nie, komm in mein Team, komm zu Trek. Er hat mir alle Fragen beantwortet und den Entscheid mir überlassen.» Und der führte Küng ins BMC-Team von Andy Rihs.

Auch wenn Fabian ein Vorbild ist, der neue Cancellara will der Thurgauer nicht sein. «Ich bin Stefan Küng, und ich bleibe es. Cancellara ist ein Vorbild. Aber ich gehe meinen eigenen Weg und lasse mich nicht von solchen Vergleichen ablenken.»

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