Schön oder schön sexistisch? Die Ehrendamen bei Rad-Siegerehrungen sorgen für Diskussionsstoff. Nicht, weil sie irgendwas falsch machen würden. Nein, es geht um Grundsätzliches. Darum, ob man weiterhin an ihnen festhalten oder sie abschaffen soll. Die Organisatoren der Vuelta a Espana haben sich für Letzteres entschieden. Und nun könnte auch die Tour de France, das grösste Radrennen der Welt, nachziehen.
«Die Podium-Girls sind ein Zeichen eines sexistischen Stereotyps. Das wollen wir im Jahr 2018 nicht», sagt Fadiha Mehal. Sie stellte den Antrag gegenüber dem Stadtrat in Paris – und wurde erhört! Anstatt der hübschen Ehrendamen sollen künftig junge Sportler die Top-Stars ehren.
Überbleibsel aus einer anderen Ära
Hat es sich also in Frankreich bald ausgeküsst? Noch ist nichts entschieden. Aber der Trend scheint unaufhaltsam. «Es ist nicht mehr akzeptabel, dass Frauen als Bimbos betrachtet werden», so Mehal. Die Podiums-Ehrendamen seien ein Überbleibsel aus einer anderen Ära. Das wolle man nicht, «schliesslich wird die Tour de France in hunderte Länder übertragen.»
Bleibt die Frage: Was passiert in der Tour de Suisse? Da werden die Ehrendamen durch die Sponsoren der einzelnen Trikots engagiert. Die Organisation der Schweizer Rundfahrt hat allerdings eine klare Haltung. Mediensprecher Ueli Anken: «Für die Tour-de-Suisse-Organisation gibt es keinen Anlass, die Praxis der Siegerehrungen zu unterbinden. Umgekehrt werden wir auch nicht intervenieren, falls ein Sponsor ‹seine› Siegerehrung anders gestalten will.»
Wichtig sei, dass man Diskriminierung gar nicht aufkommen liesse. «Diese Verantwortung nehmen wir wahr», so Anken. Und so werden ab dem 9. Juni wieder Küsschen verteilt – unter anderem von den Ex-Missen Dominique Rinderknecht und Linda Fäh. Wetten, dass die Diskussionen trotzdem nicht abklingen werden?