Bei der U23-Ausgabe der Lombardei-Rundfahrt passiert es. Der Nachwuchsfahrer Edo Maas (19) vom Development Team Sunweb kollidiert in einer Abfahrt mit einem Auto. «Ein Auto kam von rechts und kreuzte die Strasse. Ich weiss nicht, wie das möglich war. Es war ein schrecklicher Unfall, bei rund 70 km/h», beschreibt der Franzose Edouard Bonnefoix, welcher zusammen mit Maas einer Gruppe hinterher jagte, den Unfallhergang.
Maas verletzt sich dabei am Rücken und im Gesicht so schwer, dass er sofort ins Spital gebracht werden muss. Dort wird er mehrere Male operiert. «Erfolgreich», wie sein Team in einem Statement schreibt. Mittlerweile ist der 19-jährige Niederländer wieder ansprechbar. Seine Rückenverletzungen sind jedoch so schwerwiegend, dass er wohl nie wieder laufen kann. Ein schwerer Schicksalsschlag für den jungen Fahrer und seine Familie.
Grosse Anteilnahme
Viele seiner Berufskollegen zeigen sich schockiert über die Tragödie. Unter dem Hashtag #TogetherForEdo versuchen sie Edo Mut zuzusprechen. So schreibt Sprint-Star Mark Cavendish beispielsweise: «Ich bin sprachlos. Ich bin in meinen Gedanken fest bei Edo, seiner Familie und allen vom Team Sunweb.» Auch der Belgier Edward Theuns wünscht Maas und seiner Familie nur das Beste. Er kann gut nachvollziehen, was es heisst, eine ernsthafte Rückenverletzung zu haben. «Als ich mir vor ein paar Jahren den Rücken brach, war das mein grösster Albtraum…», gibt der 28-Jährige zu.
Auf Instagram richtet sich Maas' Freundin Mischa Bredewold mit herzzerreissenden Worten an ihren Liebsten. «Ich habe dich damals geliebt und ich liebe dich immer noch. Du bist derjenige, der es am wenigsten verdient hat, aber wir kämpfen weiter.» Bredewold ist ebenfalls Radfahrerin und weiss, was ihr Freund gerade durchmacht. Vor gut einem Jahr ereilte sie ein ähnliches Schicksal. Damals wurde die 19-Jährige während einer Trainingsfahrt von einem LKW angefahren und hatte nur mit viel Glück überlebt.
UCI in der Pflicht
Der Schuldige für das Unglück ist schnell ausgemacht: Der internationale Radsportverband UCI. Hat die UCI wirklich die Gesundheit von Maas auf dem Gewissen?
Das Auto, das in die Kollision verwickelt war, hätte nie und nimmer den Weg auf die Rennstrecke finden dürfen. Normalerweise wird die Strasse bei einem professionellen Radrennen abgesperrt und es dürfen nur von den Organisatoren zugelassene Fahrzeuge im Renngeschehen unterwegs sein. In diesem Fall schaffte es aber ein unbeteiligtes Auto, auf die eigentlich abgesperrte Rennstrecke zu gelangen.
Die schlampige Streckensicherung sorgt für rote Köpfe. «Es war nicht das einzige Auto, das den Weg auf die Strecke fand», sagt Jake Stewart, der für das Groupama-FDJ Continental-Team ebenfalls das Rennen bestritt. Er appelliert deshalb direkt an die UCI: «Hört endlich auf, euch um unsinnige Regeln zu kümmern und widmet euch stattdessen der Sicherheit der Rennfahrer!» Diesem Appell schliesst sich auch Maas' Team an. «Ein weiteres Mal fordern wir die UCI dazu auf, all ihre Zeit und Ressourcen darin zu investieren, den Teams und ihren Fahrern bei einem Rennen die höchst mögliche Sicherheit zu gewährleisten.»
Worte, die bei der UCI Anklang zu finden scheinen. Der Radsportverband hat angekündigt, nach den tragischen Vorfällen der letzten Monate die Sicherheits-Richtlinien zu überprüfen. Auf die nächste Saison hin sollen Massnahmen ergriffen werden, um die Sicherheit der Fahrer zu verbessern.