Was immer war, muss nicht immer so bleiben! An den flämischen Radrennen gehören die Trottoirs nicht den Zuschauern – die Profis nützen sie als willkommene Ausweich-Routen. Die Fahrer versuchen die Pflastersteine stets zu meiden. Schwenken oder springen auf Trottoirs, suchen den asphaltierten Belag.
Jahrzehntelang wird das geduldet. Das ist nun vorbei. So kassierten 14 Fahrer auf der ersten Etappe der «Drei Tage von La Panne» eine Geldbusse. Unter den Sündern auch der Etappengewinner und spätere Gesamtsieger Philippe Gilbert (Be).
«Was ist eine Geldbusse für einen Champion?»
Die Jury stützt sich auf das Reglement des Weltverbandes UCI. «Eine Geldbusse ,wenn der Fahrer das Trottoir nimmt. Ein Renn-Ausschluss wenn er jemanden gefährdet», erklärt Jöel Allies, Jury-Präsident der Flandern-Rundfahrt.
Für Dirk Demol, Sportlicher Leiter des Trek-Teams (mit Gregory Rast), machen Geldbussen keinen Sinn. «Was ist eine Geldbusse für einen Champion? Darüber kann er nur lachen!» Der ehemaligen Roubaix-Sieger hat es im Begleitwagen ausgerechnet: Das Fahren auf einem asphaltierten Trottoir oder Pflaster-Strassen macht einen enormen Unterschied.
Am Rennen «Nieuwsblad» nahmen die drei Erstplatzierten Van Avermaet, Sagan und Vanmarcke im Finale das Trottoir. Die Verfolger wurden durch einen Kommissär gezwungen, auf der Strasse zu fahren. «Meine Fahrer verloren auf diesem Abschnitt 20 Sekunden», klagt Demol.
Jöel Allies' Warnung an die Fahrer
Der französische Radprofi Sylvain Chavanel verteidigt seine Kollegen. Das Fahren auf dem Trottoir gehöre in Flandern zum Spiel. «Der Fahrer sucht den leichtesten, den schnellsten Weg. Nimmt der Fahrer vor mir ein Trottoir oder eine leichter zu fahrend Passage, dann folge ich ihm», sagt Gregory Rast. «Tue ich das nicht, hänge ich doch voll im Wind und bin weg.»
Am Sonntag aber muss jeder Hintermann aufpassen. Kommissär Allies warnt die 200 Fahrer: «Jeder Fahrer, ob Champion oder nicht, der auf dem Trottoir fährt, muss heim. Er wird aus dem Rennen ausgeschlossen.»