Die Emotionen beim tränenreichen Sieger-Interview sprechen für sich. Eine Riesenlast fällt Jolanda Neff (24) von den Schultern. Die Schweizerin erlebt nach vielen Rückschlägen bei Grossanlässen die Krönung. Neff gewinnt den WM-Titel bei den Cross-Country-Frauen. Sie deklassiert die Konkurrenz um fast zweieinhalb Minuten.
«Zum ersten Mal war ich gesund am Start. Ich wollte so unbedingt gewinnen», sagt Neff. Die dreifache U23-Weltmeisterin dominiert das Rennen wie noch selten zuvor. Auf der trockenen, rutschigen Strecke bei Cairns spielt sie ihre technischen Fähigkeiten voll aus.
Neff ist in jeder der sechs Runden die Schnellste und von Anfang an in Front. Die anderen Schweizerinnen Linda Indergand, Kathrin Stirnemann und Corina Gantenbein halten Neff mit ihren starken Leistungen zu Rennbeginn den Rücken frei. «Ich muss auch meinen Teamkollegen danken. Wir waren das beste Team», sagt Jolanda.
Nach 1:27:17 streckt sie die Arme auf der Ziellinie in die Höhe. Ein Triumph sondergleichen. Der Vorsprung auf die Zweitplatzierte Annie Last (Gb) beträgt 2:23 Minuten, auf Bronze-Fahrerin Pauline Ferrand Prevot sogar 3:04. Gesamt-Weltcupsiegerin Yana Belomoina gibt in der 1.Runde auf.
Indergand muss ihre Hoffnungen nach einem Sturz begraben und später das Rennen eine Runde vor Schluss aufgeben. Gantenbein wird 8., Stirnemann 26. Schon vor dem Frauen-Rennen kann die Schweiz wieder jubeln. Bei den U23 Frauen gewinnt Sina Frei (20) ebenso wie Neff mit einem Start-Ziel-Sieg Gold. Bronze erobert Alessandra Keller.
Krönung nach schwieriger Saison
Für Neff ist es der grösste Sieg der Karriere. Ihr bestes WM-Ergebnis bei der Elite war bisher der achte Platz bei der WM 2016. Die Saison 2017 verlief nicht nach Wunsch. Wegen des Studiums hatte sie zu Beginn einen Trainingsrückstand. Hinzu kamen Verletzungen mit Rücken und zuletzt Ende Juli an der Schulter.
Erst Ende August findet Neff mit dem Sieg beim Weltcup in Val di Sole die Form rechtzeitig zur WM wieder. «Ich wusste damals, dass es wieder in die richtige Richtung geht», sagt Jolanda.
Ab 6.30 Uhr kann bei den Männern Nino Schurter den Tag mit dem dritten Schweizer Gold krönen.