Wenn Fabian Cancellara (33) was sagt, dann macht er das auch. Wenn er etwas ankündigt, dann trifft es ein. Doch in letzter Zeit ist sich der Berner untreu: Altersmilde nach 15 Profi-Jahren oder Bequemlichkeit? Muss der Diva der rote Teppich gelegt werden?
«Hört auf, ich will nicht über den Stundenweltrekord reden», sagt er am Telefon nach einer harten Wind- und Staubetappe in Katar. Doch nach ein paar Minuten beweist er sein Interesse. Er weiss, wie Rohan Dennis in Grenchen den neuen Stundenweltrekord (52,491 km) geschafft hat.
Seit Jahren spricht Fabian Cancellara vom Rekordversuch. Die Lockerung des Reglementes (Verfolgungsvelos sind wieder zugelassen) hat ihn irritiert. Er schmollt: «Mit den modernen Bahnvelos habe ich die Motivation verloren. Mich hat der direkte Vergleich mit Eddy Merckx gereizt, auf derselben Bahn in Mexiko City.»
Nun muss er halt gegen den neuen Rekordhalter Rohan Dennis aus Australien fahren. Alles ist bereit für Fabian Cancellara: Eine speziell für ihn gebaute Maschine, die besten Techniker und Trainingswissenschaftler. BMC-Chef und Hallen-Initiant Andy Rihs (73) hat ihm auch den roten Teppich gelegt: «Fabian Cancellara ist in Grenchen immer willkommen, auf der schnellsten Bahn Europas.»
Sein Management wird ihm den Event organisieren. Der Zeitrahmen wäre nach Paris–Roubaix, Mitte bis Ende April. Der Schweizer Bahn-Trainer Daniel Gisiger (61) ist überzeugt: «Fabian kann die 54-Kilometer-Marke knacken.»
Cancellara ist ein Rennfahrer, der stets die Geschichte des Radsports vor Augen hat. Deshalb verehren und lieben ihn die Fans. Mit dem Stunden-Weltrekord – auch auf dem modernen Verfolgervelo – kann er als Kämpfer allen seinen Fans ein Stück der guten alten Zeit zurückgeben. Dafür ist er ja auch hochbezahlt. Die Diva kann er nach dem Rekord wieder spielen.