Der rote Teppich für Tom Dumoulin ist ausgelegt. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Doch der schüchterne Anti-Star («Ich bin kein Held») würdigt ihm keines Blickes, im Gegensatz zu vielen rast er an der WM-Wechselzone vorbei. Ein Problem? Nein! Der «Schmetterling aus Maastricht» flattert auch auf seiner Zeitfahrmaschine den Mount Floyen hinauf.
Am Ende holt sich Dumoulin das ab, was er verdient: Die Goldmedaille. Nach dem Mannschaftszeitfahren ist es bereits seine Zweite. «Wahnsinn! Ich bin überglücklich», so der Giro-Sieger. Damit ist klar: Spätestens jetzt muss sich der nur 69 Kilo (bei 1,89 m Grösse) leichte Holländer mit dem Gedanken, ein Star zu sein, abfinden!
Denn: Dumoulin schlägt seine Gegner nicht nur. Nein, er deklassiert sie regelrecht. So verliert Ex-Skispringer Primoz Roglic (Sln) satte 57 Sekunden, der vierfache Tour-de-France-Sieger Chris Froome (Gb) gar 1:21 Minuten. Trotzdem holen sie sich Silber und Bronze.
Davon kann Stefan Küng nur träumen. Der Thurgauer verpasst mit Rang 25 seinen anvisierten Top-10-Platz deutlich, obwohl er im Vergleich zu Dumoulin und Co. auf trockenerer Strasse fahren kann. Bereits im flacheren Teil der Strecke büsst er Zeit ein. Nach dem Wechsel aufs «normale» Velo wird es nicht besser, in der Steigung stürzt Küng nach einer Spitzkehre sogar. Sein knappes Fazit: «Ein Tag zum Vergessen!»
Dumoulin dagegen krönt seine Super-Saison. Und manch einer fragt sich bereits: Was, wenn «Major Tom» im kommenden Jahr nicht mehr den Giro, sondern die Tour de France fährt?