Tony Rominger 20 Jahre nach seinem grössten Triumph
«Der Giro hat mich fertig gemacht»

1995 gewann Tony Rominger als letzter Schweizer den Giro d’Italia. Im Interview erinnert er sich an sein härtestes Rennen und erklärt, welchen Radgenossen er in Zukunft Erfolge zutraut.
Publiziert: 08.05.2015 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 12:51 Uhr
Maglia Rosa: Rominger wird  1995 auf dem Flüela-Pass von seinen Schweizer Fans als Giro-Leader gefeiert.
Foto: Keystone
Von Oliver Görz

Dieses Wochenende startet der Giro, den Sie vor genau 20 Jahren als letzter Schweizer gewannen. Sind Sie zum Jubiläum nach Italien eingeladen?
Tony Rominger (54): Ich bin ja immer an die Präsentationen eingeladen, gehe allerdings längst nicht mehr hin. Solche Anlässe sind nichts mehr für mich. Aber bin ich tatsächlich der letzte Schweizer Giro-Sieger? Hat nicht Alex Zülle noch mal gewonnen?

Nein, das war die Vuelta, zweimal, 1996 und 1997.
Ja, richtig. Dann wird es ja Zeit, dass ich da bald einmal einen Nachfolger bekomme.

Sehen Sie Schweizer Talente, die bei den grossen Rundfahrten dereinst in Ihre Fussstapfen treten können?
Unsere grössten Talente wie Stefan Küng, aber auch Silvan Dillier sind starke Zeitfahrer und können sicher bei Ein­tagesrennen auftrumpfen. Aber für grosse Erfolge an Rundfahrten haben sie nicht die ideale Statur. Da sehe ich am ehesten einen wie Sébastien Reichenbach, der hat gute Voraussetzungen und noch Entwicklungspotenzial.

Reichenbach führt das IAM-Team bei diesem Giro an. Werden Sie das Rennen verfolgen
Nicht vor Ort, aber sicher mal vor dem Fernseher. Der Giro ist für mich immer das faszi­nierendste Rennen gewesen. Spektakulärer und vor allem schwerer als die Tour de France und die Vuelta. Wenn man sich das Profil von diesem Jahr ansieht, muss man sagen: Das ist schon Wahnsinn. Da gibt es kaum einmal flache Stücke.

Dennoch gilt die Tour mehr denn je als Mass der Dinge.
Das stimmt. Der Giro hat immer mehr an Bedeutung verloren. Das war zu meiner Zeit noch anders. Da stand der Giro fast auf einer Stufe mit der Tour.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren Triumph bei der Italien-Rundfahrt vor 20 Jahren?
Es war natürlich ein toller Erfolg. Aber dieser Giro hat mich fertig gemacht. Es war wahnsinnig hart. Und danach habe ich ja auch relativ bald meine Karriere beendet.

Dem Radsport sind Sie aber auch heute noch als Manager zahlreicher Fahrer verbunden.
Ja. Aber es wird weniger. Ich habe noch ein paar Fahrer wie Michi Schär oder Marcus Burghardt, nehme allerdings keine neuen mehr an.

Fahren Sie noch häufig Velo?
Gelegentlich. Am Samstag (heute, die Red.) fahre ich beispielsweise die Berner Rundfahrt. Aber nur die Gümmeler-Runde über 60 Kilometer.

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