Gemeinsam in die Ferien fliegen? Nein, das werden Primoz Roglic (29, Sln) und Vincenzo Nibali (34, It) definitiv nie. Die beiden Giro-Favoriten liefern sich derzeit auf und neben dem Radsattel ein erbittertes Duell. Vor allem Nibali, auch «Hai von Messina» genannt, ist im Angriffsmodus. Vor einigen Tage verweigerte er Roglic bei der Siegerehrung gar den Handschlag. «Wenn er den Giro gewinnen will, sollte er nicht so fahren», meinte Nibali. Der Sizilianer nervt sich, weil ihm Roglic in den Bergen stets auf dem Gepäckträger sitzt, selbst aber nie in die Offensive geht.
Noch führt Richard Carapaz, der Überraschungsmann aus Ecuador, den Giro an. Aber: 47 Sekunden dahinter lauert Roglic auf Rang 2, Nibali als Dritter hat 1:47 Minuten Rückstand. Noch stehen sechs Etappen an – vier davon sind bergig, dazu gibt es zum Abschluss in Verona ein Einzelzeitfahren (17 Kilometer). Heisst: Nibali wird nach dem Ruhetag am Montag noch vehementer angreifen.
Roglic lässt Nibalis verbale Giftpfeile an sich abprallen
Auf Temperatur ist er längst. So machte Nibali zuletzt Roglic lächerlich: «Ich habe zu ihm gesagt: ‹Wenn du zu Besuch kommen und Fotos in meinem Haus machen willst, zeige ich dir – wann immer du willst – meine Trophäensammlung.›» Der Hintergrund: Nibali gewann in seiner Karriere vier Grand Tours (Vuelta 2010, Giro 2013 und 2016, Tour de France 2014), während Roglic bislang leer ausging – er ist Spezialist für kürzere Rundfahren.
Roglic, ein ehemaliger Skispringer, lässt die verbalen Giftpfeile Nibalis an sich abprallen. Er gibt sich wortkarg, vermeidet jedes Wort über seinen Konkurrenten. Man merkt allerdings die Abneigung. Roglic: «Lasst uns das Rennen fahren und dann reden. Wichtig ist, wer das Leadertrikot in Verona trägt.»