«Er tut mir richtig leid», twittert Fabian Cancellara (34). Gemeint ist Sky-Fahrer Richie Porte, der bis Dienstag als Dritter um den Gesamtsieg am Giro d'Italia mitfuhr. Aber eben, halt nur bis zur 10. Etappe.
Denn der Australier, dem bis dato 22 Sekunden auf die «Maglia Rosa» fehlten, hat unterwegs einen Platten. Halb so wild. Sein Landsmann und Kumpel Simon Clarke (28) vom Team Orica-GreenEdge ist zur Stelle, hält bei Porte und schenkt ihm sein eigenes Vorderrad und schiebt ihn sogar noch an, damit er die Jagd auf Leader Contador weiterführen kann – eine wunderbare Szene.
«Das ist ganz grosser Sport», so Cancellara. Und auch auf der offiziellen Facebook-Seite des Giro wird die Hilfeaktion von Clarke für Porte abgefeiert. «Das ist Radsport! Der schönste Sport der Welt!», steht da geschrieben.
Im Ziel ist Portes Rückstand auf seine grössten Konkurrenten wegen dem Plattfuss auf 47 Sekunden angewachsen. Doch da weiss er noch gar nicht, dass der Rückstand noch viel grösser wird.
Denn die Giro-Jury teilt am Abend mit: Beide Fahrer werden mit einer Busse von 200 Schweizer Franken und je zwei Minuten Zeitstrafe belegt!
Wie bitte? Ist Helfen jetzt bestrafungswürdig? Ja! Denn das Reglement besagt: Gegenseitige Hilfen sind nur aus ein und demselben Team erlaubt. Wegen der Strafe ist Porte nun auf Platz 12 zurückgefallen. Mit 3 Minuten und 9 Sekunden Rückstand auf Leader Contador.
Dafür haben viele Rad-Fans nur wenig Verständnis. Das Fairplay werde mit Füssen getreten, findet die Mehrheit.
Und auch die Giro-Stars sind dieser Meinung. Für die 11. Etappe am Mittwoch wird jetzt sogar diskutiert, ob man durch «teamübergreifendes Vorderradtauschen» Solidarität mit den beiden Australiern zeigen soll, um so den alten Zeitabstand wiederherzustellen.
Die 11. Etappe führt am Mittwoch über 147 Kilometer von Forli nach Imola.