Auf einen Blick
- Marc Hirschi gewinnt vier Rennen in einem Monat
- Hirschi hat das Selbstvertrauen und Instinkt zurückgewonnen
- Der WM-Parcours in Zürich mit 273,9 km und 4470 Höhenmeter liegt ihm
Er streckt die Arme aus und jubelt. Nicht einmal, nicht zweimal oder dreimal. Nein, viermal innerhalb eines Monats. Rad-Ass Marc Hirschi (26) schwebt derzeit auf Wolke sieben. Zuerst gewinnt der Berner eine Etappe und die Gesamtwertung der Tschechien-Rundfahrt.
«Was heisst denn das schon?», fragte wohl manch ein Nörgler. Tatsächlich: Es waren keine Siege in der obersten Rad-Schublade. Doch genau in diese griff Hirschi zuletzt. Zuerst der Sieg bei der Clasica San Sebastian und am letzten Sonntag der Triumph bei der Bretagne Classic – zwei World-Tour-Rennen mit erstklassiger Besetzung.
«Wenn es läuft, dann läufts», sagt Michael Albasini. Der Schweizer Nati-Trainer ist weniger als einen Monat vor der WM in Zürich (21. bis 29. September) glücklich. «Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn es bei den Olympischen Spielen so gelaufen wäre», schiebt er schmunzelnd nach. Damals kam Hirschi nicht auf Touren. Gleichzeitig ist jedem bewusst: Der 273,9 Kilometer lange WM-Parcours mit seinen vielen kurzen Steigungen (total 4470 Höhenmetern) liegt dem künftigen Fahrer des Schweizer Tudor-Teams besser.
Das Problem: Genau dies wissen auch Hirschis Gegner. Die zwei letzten Siege bringen Hirschis Name auf die Zettel vieler Gegner. «Für Marc ist das nicht ideal, für uns aber gut», sagt Albasini. Was er meint? Einfach: Sollten sich die Franzosen, Belgier und Holländer an der WM nur auf Hirschi konzentrieren, machen sie einen Fehler. Denn: Auch Mauro Schmid (24) ist heiss. «Der Parcours liegt mir sehr gut», sagt der Zürcher. Dazu hat man mit Stefan Küng (30) einen Routinier in der Hinterhand.
Nati-Coach: «Marc hat das Feeling wieder»
Hirschi dürfte in Zürich zu den Medaillenkandidaten gehören. Topfavorit ist aber Tadej Pogacar (25, Slo). Der Superstar verzichtete zugunsten der WM auf Olympia und ist ausgeruht. «Er dürfte versuchen, die Leader der anderen Nationen früh zu isolieren, damit es letztlich Mann gegen Mann geht», prognostiziert Albasini.
Letztlich sind dem Ex-Profi Hirschis Erfolge recht – auch wenn er damit die Augen vieler auf sich richtet. «Marc ist ein Fahrer mit viel Instinkt. Er braucht Selbstvertrauen. Und dieses hat er momentan.»
Tatsächlich greift Hirschi am Sonntag in Plouay (Fr) kurz vor der letzten Kuppe an. «Ich wusste, das ist mein Moment», sagt er danach. Und hat natürlich recht. Einen Tag nach seinem 26. Geburtstag macht sich Hirschi selbst ein Geschenk und gewinnt. Albasini ist überzeugt: «Er hat das Feeling von früher wieder gefunden.»