Die Anmerkung kommt vom Verfolgungs-Olympiasieger Robert Dill-Bundi (59), aufgewachsen im Weindorf Salgesch. «Für einen Radprofi gib es wohl kein schlimmeres Trainingsgebiet als das Wallis!»
Entweder geht es dem Rotten nach hinunter oder hinab – mit dem Wind als Gegner oder Freund. Oder man fährt rechts oder links die steilen Nebentäler hoch. Im Land der alpinen Rennfahrer hat es Kilian Frankiny (23) geschafft. Er ist der erste Oberwalliser Radprofi.
Und er wird ins kalte Wasser geworfen. Als einziger Schweizer startet der Neoprofi an der 72. Spanien-Rundfahrt! Für ihn gibt es kein «tranquilo» (gemütlich), er wird im BMC-Team als Helfer gebraucht. Vorbei sind die Zeiten, als die Schweizer Radprofis Tony Rominger (3) und Alex Zülle (2) die Vuelta in den 90er-Jahren mit fünf Gesamtsiegen dominiert haben.
Frankiny ist stolz über sein Aufgebot. «Ich bin richtig gücklich», sagt der Natischer. «Was mich an der Spanien-Rundfahrt erwartet, weiss ich nur vom Hören sagen. Mein Respekt ist sehr gross. Aber ich spüre keinen Druck.» Er fährt im BMC-Team als Helfer. Sein Motto sagt er treffend in seinem Dialekt: «Losu, lüegu, lehru» – oder zuhören, schauen und lernen.
Dass er überhaupt Profi wurde, ist schon eine kleines Wunder. Alle Hebel musste Teamchef Jens Blatter ziehen, bis er Frankiny aus dem BMC-Entwicklungsteam an die Profis abgeben durfte. Auch Teambesitzer Andy Rihs (72) sprach ein Machtwort, bis Frankiny einen Zweijahresvertrag unterschreiben durfte.
Und das noch grössere Wunder ist, dass er überhaupt noch Rennen fahren darf. Der Walliser erzählt: «An der Katalonien-Rundfahrt bemerkte ich die ersten Herzfrequenz-Ausschläge. Mein Herz raste während 10 bis 20 Sekunden mit bis zu 230 Schlägen pro Minute.» Bei einem zweistündigen operativen Eingriff (Radiofrequenz-Ablation) wurde das für die Herzrhythmusstörung verantwortliche Herzmuskelgewebe verödet.
Nach einer Trainingspause von zehn Tagen sass er wieder im Sattel. Er fuhr Anfang Juni die Dauphiné-Rundfahrt. Und beeindruckte dort mit seinen Wattleistungen, war die Nummer 2 hinter Teamleader und Dauphiné-Sieger Richie Porte. Was er damit an der Vuelta anstellt, wird sich zeigen.
Übrigens: Frankinys Trainingsrunde führt von Naters nach Turtmann, hoch nach Eischoll, Unterbäch, Bürchen und runter nach Visp. Das aber gleich mehrmals am Tag.