Altmeister Fabian Cancellara (35) tritt ab. Jetzt ist die Reihe am jungen Weltmeister Peter Sagan (26). Der Slowake hat die 100. Flandern-Rundfahrt gewonnen. Nach der Ziellinie feiert er sich selbst. Fährt auf dem Hinterrad, macht ein Wheelie. Diesmal kneift er aber keiner Ehrendame mehr in den Hintern. Dafür trinkt er aus zwei Flaschen Duvel (8,5 Alkoholprozent) gleichzeitig.
Viele mögen seine offensive Fahrweise, seine oft unkonventionellen Auftritte. Der Showman gibt dem etwas antiquierten Strassen-Radsport mehr Schweinwerfer-Licht.
Aber in Flandern ist der geschlagene Fabian Cancellara der grössere, der beliebtere Held. Er ist einer der ihren. Der stets sagt, wie gerne er hier fährt. Den Wind, Wetter, Rampen und Karrenwege nicht hindern. Fabian Cancellara lebt die Tradition. Ehrt und kennt die belgische Altstars wie Eddy Merckx (70), Rik van Looy (82) oder Roger de Vlaeminck (68).
Seit 2008 hat er in Belgien seinen «Spartacus»-Fanklub. «Wir sind rund 6000 Mitglieder», erzählt Präsident Remi de Moor (80) stolz. «Und der Fanklub existiert auch nach dem Karriere-Ende von Fabian. Wir werden uns alle mehrmals im Jahr in Flandern treffen.»
Keiner respektiert die Geschichte wie Cancellara
Ehrenpräsident ist kein Geringerer als Rik van Looy. «Ich würde meinen Namen für keinen sonst hergeben als für Cancellara. Er kennt und respektiert die Geschichte des Radsports. Das ist bei der heutigen Generation selten der Fall.»
Sieben Polizisten sichern den Eingang des «Centrum Ronde van Vlaanderen», des nationalen Radsport-Museums, ab. Hier hat der Fanklub von Cancellara sein Stammlokal. Als Fabian seine Fans begrüsst, geht ein Lachen durch die Menge. Seine Stimme ist belegt, tönt wie die eines Festbruders.
«Ja, wird haben gefeiert. Mit Bier, Wein – und wir haben auch getanzt», gesteht er. «Was hätte ich im Zimmer tun sollen? Die weisse Wand anschauen und mich ärgern?»
Nach ein paar Fragerunden verteilt Fabian Cancellara geduldig Autogramme. Dann der Höhepunkt: Im Vereinslokal muss Cancellara das Nationalgetränk zapfen. Das Land hat 120 Brauereien, die ungefähr 500 «normale» Biere herstellen. Zusammen mit speziellen Bierarten gibt es mehr als 1000 Sorten.
Zur Begeisterung seiner Fans schenkt Fabian das Bier aus den sechs Zapfhähnen im dazugehörigen Glas aus. Der Schweizer verrät: «Mein Lieblingsbier ist übrigens das Kwaremont!» Benannt nach seiner Lieblingsrampe der Flandern-Rundfahrt.