Die Flandern-Rundfahrt ist nicht Paris–Roubaix. Und doch: Der zweite Platz in Oudenaarde (Be) hinter Peter Sagan wird Fabian Cancellara noch lange schmerzen. Weil er sich verkalkuliert hat!
Paris–Roubaix (Sonntag) ist ein anderes Rennen. Hier braucht es nicht den kompletten Rennfahrer wie in Flandern. Hier sind Spezialisten mit grossen Motoren gefragt, die über die teils fürchterlichen 52,8 Kilometer Kopfsteinpflaster rattern können. Und die sich vor Nässe und Regen nicht fürchten.
Eigentlich ist es auch egal, welches Material man bei Paris–Roubaix fährt. Dieses Rennen ist nur für Männer und Maschinen aus Stahl. Für moderne Technik ist kein Platz. Die Teleskop-Gabeln der 90er-Jahre sind wieder verschwunden. Fabian Cancellara wird sein normales Strassenvelo über die Kopfsteine prügeln. Neu sind nur die dickeren Reifen (25, statt 21 mm), die mit weniger Luft (6, statt 9 Atü) gepumpt werden. Er fährt auch nicht mit einem gepolsterten Lenker.
Fabian wird die Schläge auf dem Kopfsteinpflaster nicht mit den Händen und Armen abfangen. «Ich will den Lenker nur in den Händen spüren, aber locker halten wie einen kleinen Vogel.» Mit der Bauch- und Rückenmuskulatur wird er die Schläge auf den 27 Pavés-Sektoren abfedern.
Die Taktik bei diesem Rennen, das er schon dreimal gewonnen hat, ist schnell erklärt: Es ist ein Ausscheidungsfahren. Er sagt: «Wer vorne fährt, sieht die Löcher. Und wer die Löcher sieht, erhält weniger Schläge.» Und wenn Peter Sagan angreift, muss Fabian Cancellara einfach mitfahren. Fährt er mit ihm auf die Rennbahn in Roubaix, dann wird der Schnellere gewinnen. So simpel ist das.
Vom «Geschichte schreiben» muss Cancellara sich verabschieden. Mit einem Sieg am Sonntag kann er «nur» zu den beiden belgischen Rekordhaltern Roger de Vlaeminck und Tom Boonen (je 4 Erfolge) aufschliessen.