Arusha, im Juni 2015. Im örtlichen Bicycle Center herrscht Aufregung. Aus der Schweiz reist ein Radstar ein. Es ist Franco Marvulli, der mehrfache Bahn-Weltmeister. Er ist auf Projektreise für «Velafrica». Seit über einem Jahr ist der Zürcher Botschafter für die Berner Organisation, die Recycling-Velos sammelt und auf den schwarzen Kontinent verschifft.
Eine planierte Zufahrtstrasse führt zu drei Containern auf dem Gelände des Velozentrums. Sie sind gefüllt mit gebrauchten Velos aus der Schweiz. Statt weggeworfen zu werden, sollen sie den Menschen in Afrika lange Fussmärsche ersparen und Arbeitsplätze verschaffen. Jugendliche werden hier zu Velomechanikern ausgebildet. Die Räder werden in der Werkstatt repariert und an die Bevölkerung verkauft.
«Der Weg zur Schule oder zur Arbeit wird kürzer oder gar erst machbar, das selbst angebaute Gemüse kann auf dem Markt verkauft werden und bringt Einkommen für die ganze Familie», sagt Marvulli. Er ist von der Sache, alte Velos für Afrika zu sammeln, überzeugt. «Ich finde die Idee von Velafrica genial!»
Gerade wenn es um die Förderung von Radsporttalenten geht, ist Marvulli im Element. Bald sitzt er im Sattel für eine Trainingsfahrt mit Mitgliedern des Arusha Bicycle Clubs, dem erfolgreichsten Rennveloklub Tansanias. Er ist begeistert von den Afrikanern, die davon träumen, Profi zu werden. «Die Jungs sind richtig gut drauf. Sie sind zäh und begeistert. Nur reicht das oft leider nicht. Aber was hier passiert, ist ein erster Schritt.»
Zumindest beim Material herrscht Chancengleichheit. Marvulli: «Ich fahre mit uralten Schuhen und einem Peugeot-Rad, das etwa so alt ist wie ich.»