«Was Marc Hirschi zeigt, ist affengeil»
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Als erster Schweizer seit 2012:Marc Hirschi gewinnt Etappe an der Tour de France

Ex-Profis und Rad-Kollegen über den Tour-Helden
«Was Marc Hirschi zeigt, ist affengeil»

Marc Hirschi erstaunt die Rad-Welt. Bei seiner ersten Tour de France gewinnt er gleich seine erste Etappe. Wohin führt sein Weg?
Publiziert: 14.09.2020 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2020 um 18:51 Uhr
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Marc Hirschi gewinnt bei seiner ersten Tour de France sensationell seine erste Etappe. Das sagen Rad-Kollegen und Ex-Profis zum Tour-Helden.
Foto: imago images/Panoramic International
Mathias Germann

Die Rad-Welt staunt über Marc Hirschi (22). Der Junioren-Weltmeister fährt bei seiner ersten Tour de France allen davon, gewinnt die 12. Etappe solo. Und dies, nachdem er schon zweimal hauchdünn gescheitert war. «Es ist ein Traum», sagt Hirschi. Der ­Berner aus Ittigen weckt gleich­zeitig Erwartungen. Wohin führt sein Weg?

Urs Freuler (61), 10 Mal Weltmeister auf der Bahn, 15 Etappensiege beim Giro, 9 Etappensiege bei der Tour de Suisse:
«Was Marc Hirschi bislang zeigt, ist affengeil. Einfach klasse. Schon bei seinem Solo-Ritt, wo er letztlich Dritter wurde, hatte ich Hühnerhaut. Und ich dachte dabei an früher. Warum? Ich fuhr ebenfalls als 22-Jähriger die Tour de France zum ersten Mal. Das war im Jahr 1981. Und auch ich durfte einen grossen Erfolg feiern, damals als Sieger in Bordeaux.

Hirschi ist ein ganz anderer ­Fahrer, als ich es war. Während ich mich auf die Sprints konzentrierte, ist er ein Allrounder. Am meisten beeindruckt mich seine Explosivität am Berg. Ganz entscheidend finde ich auch: Hirschi ist sich auch nicht zu schade, seinen Teamkollegen zu helfen. Das wird ihm künftig zugutekommen – auch, wenn er einmal Probleme haben sollte.»

Tony Rominger (59), 3 Mal ­Gesamtsieger Vuelta, Gesamt­sieger Giro d'Italia:
«Seit Alex Zülle in den 90er-Jahren wartet die Schweiz auf einen, der in den Rundfahrten ganz vorne mitmischen kann. Marc Hirschi könnte genau dieser Fahrer sein. Aber daran soll er jetzt nicht ­denken, sondern einfach weitermachen wie bislang. Der Rest ­ergibt sich von alleine.

Ich traf Hirschi erst einmal, das war in Grenchen. Das Treffen ist mir in Erinnerung geblieben. Ich habe sofort gemerkt, wie unglaublich fokussiert er ist – und zwar mit seiner ganzen Lebensplanung. So etwas wäre zu meiner Zeit nicht möglich gewesen. Mit 22 Jahren fuhr ich noch Amateurrennen – ­eigentlich unglaublich.»

Fabian Cancellara (39), 4 Mal WM-Gold, 2 Mal Olympiasieger, 3 Mal Sieger bei Paris–Roubaix und bei der Flandern-Rundfahrt:
«Ich habe einmal gesagt, dass Marc Hirschi das Potenzial eines Kylian Mbappé hat. Dabei ging es darum, eine Verbindung zum Fussball zu machen. Und es ging ums Thema Geld: Während junge Fussballer bereits früh Millionen verdienen, ist dies im Radsport ganz anders. Das werte ich auch nicht. Vielleicht ist es sogar besser. Klar ist, dass Marc seinen eigenen Weg machen wird – er ist keine Eintagsfliege. Wenn ich ihn dabei unterstützen kann, tu ich es gerne.

Nun werden einige sagen: Du bist doch sein Manager! Stimmt. Aber: Das Wort Manager gefällt mir ­eigentlich nicht. Ich bin da, um Marc zu helfen. Sein Leben ändert sich jetzt radikal. Plötzlich wird sein kleiner Bruder in der Schule auf ihn angesprochen und auch ­seine Eltern beim Einkaufen. Man muss lernen, damit umzugehen.»

Stefan Küng (26), Weltmeister auf der Bahn, Bronze-WM-Medaillengewinner auf der Strasse:
«Ich gratuliere Marc herzlich. Er hat eine grosse Zukunft vor sich, das ist offensichtlich. Wenn man so was an der Tour zeigt, dem ­grössten Rennen überhaupt, liegen einem verschiedene Wege frei.

Marc ist sehr vielseitig: Explosiv, er kommt gut über die Berge, fährt super herunter. Ob er ein Rundfahrten-Spezialist wird, weiss ich nicht. Ich sehe für ihn keine ­Limiten.»

Michael Schär (33), Profi seit 15 Jahren, Schweizer Meister 2013:
«Ich freue mich mega für Marc. Er ist so jung, so sympathisch. Es ist eine wahre Freude, ihm zuzusehen. Ich bin sicher, dass er in den n­ächsten zehn Jahren ganz vorne mitmischen wird. Was mir besonders gefällt: Marc hat zwar immer einen Rennplan, aber er lässt auch seinen Instinkt spielen. Und vor ­allem riskiert er etwas.

Ich bin überzeugt, dass Marc künftig ein super Rundfahrer werden könnte. Er hat alle Qualitäten, die es dafür braucht. Was man nie machen darf, ist, ihn mit Fabian Cancellara zu vergleichen – auch wenn sie beide aus Ittigen ­stammen. Cancellara war ein ganz anderer Fahrer, 20 Kilo schwerer und spezialisiert auf Zeitfahren und die Frühjahresklassiker.»

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