Biniam Girmay (22) sprintet in der 10. Etappe des Giro d'Italia in Jesi (It) in die Geschichtsbücher. «Ich will der erste Schwarzafrikaner sein, der eine Giro-Etappe gewinnt», hatte er der «Équipe» nach seinem bärenstarken Auftakt zum Giro-Auftakt in Ungarn gesagt, wo er einmal Zweiter und einmal Vierter wurde.
Am Dienstag macht er seinen Traum wahr. Nach 196 Kilometern hat auch Holland-Star Mathieu van der Poel dem Eritreer nichts mehr entgegenzusetzen. Girmay reckt die Arme in die Luft. Er ist am Ziel seiner Träume und der Giro hat einen historischen Tag!
Korken geht ins Auge
Dass die Rad-Sensation noch nicht so viel Erfahrung mit Jubelfeiern hat, zeigt sich auf dem Podest. Da schiesst er sich beim Versuch, die Flasche mit dem obligaten Jubel-Prosecco zu öffnen, den Korken ins Auge. Das sieht nicht nur schmerzhaft aus, das ist es auch: Der Überraschungssieger jubelt zwar noch kurz verhalten weiter, verabschiedet sich dann aber rasch und muss ins Spital gebracht werden. Autsch. Wegen der Jubel-Verletzung ist nun sogar der Start zur Etappe vom Mittwoch in Gefahr.
Einen starken Tag erwischt der Zürcher Mauro Schmid. Nach Platz 6 in der 8. Etappe wird er am Dienstag Zehnter. Im Gesamtklassement bleibt Juan Pedro Lopez (Sp) an der Spitze, 12 Sekunden vor Joao Almeida (Por) und 14 Sekunden vor Romain Bardet (Fr).
Lopez warf Flasche, Kelderman schimpfte über Bremsen
Nach dem Ruhetag vom Montag geht es also fulminant weiter. Davor gabs schon mächtig Zoff auf der Italienrundfahrt: Leader Lopez war auf der 9. Etappe mit dem Niederländer Sam Oomen ins Gehege geraten. Der Spanier war so sauer, dass er in voller Fahrt mit einer Flasche nach seinem Konkurrenten warf. Eine Aktion, die er bald schon bereute. «Bevor mir irgendwelche Fragen gestellt werden, möchte ich mich bei Sam Oomen entschuldigen. In einem Moment der Anspannung versuchte er, mich raus zu drängen. Ich habe den Verstand verloren und eine Flasche nach ihm geworfen», sagte er nach der Etappe unter Tränen. «Ich will mich entschuldigen.»
Weniger versöhnlich ist Wilco Kelderman unterwegs. Der Holländer war vielversprechend in den Giro gestartet, auf der Etappe nach Blockhaus am Sonntag verlor er aber 10 Minuten. Schuld: die Scheibenbremsen. Das zumindest glaubt Kelderman. «Auf der zweitletzten Abfahrt habe ich mir eine Speiche des Rades gebrochen» sagt er dem niederländischen Portal «AD». «Ich glaube, die Scheibenbremsen sind einfach sehr heiss geworden und die Speichen wurden warm. Sie sind wegen des Drucks dann einfach zusammengebrochen.» Zweimal habe er deswegen sein Rad wechseln müssen. «Ich war vor dem letzten Aufstieg schon kaputt.» Neues Öl ins Feuer in der Debatte um die neuen Scheibenbremsen, die bei den Profis höchst umstritten sind. Als ob der Giro nicht längst schon heiss genug wäre. (eg)