Steigen die Strasse steigen, dann ist der Natischer Kilian Frankiny (24) das grösste Schweizer Talent. «Er hat einen unheimlichen Motor», schwärmt sein Chef Richie Porte. Der Australier soll ja dieses Jahr für BMC nach Cadel Evans (2007, 2011) wieder einmal die Tour de France (7.-29. Juli) gewinnen.
Diese ist für Kilian diese Saison noch kein Thema. Stattdessen sollte er beim Giro d'Italia (4.-27. Mai) sein Können unter Beweis stellen. «Doch ob ich fahren kann, weiss ich noch nicht», sagt Frankiny. Denn sein Herz spielt wieder verrückt.
Im Training entlang des Rottens, links und rechts die steilen Nebentäler hoch, schlägt es plötzlich mit 200 bis 220 Schlägen pro Minute. Fast genau vor einem Jahr – an der Katalonien-Rundfahrt – hatte er die ersten Herzfrequenz-Ausschläge.
Eine erste Kardioversion half. Jetzt nun der Rückfall. «Das sei nichts Aussergewöhnliches erklärten mir die Ärzte in Bern», so Frankiny. Wieder bekommt er eine kurze Narkose. Wieder muss er einen Eingriff am Herzen über sich ergehen lassen.
Durch die an der Brustwand befestigten Elektroden fliesst ein dosierter Stromstoss, der die elektrische Herzaktivität wieder ins Gleichgewicht bringt. Er kann das Spital noch am gleichen Tag verlassen. 5 Tage muss er mit dem Training aussetzen. Sein verrücktes Herz soll ihn dann nicht mehr weiter beschäftigen.
Übrigens: Der berühmteste Radprofi mit einem verrückten Herzen («il cuore matto) war Franco Bitossi (78). Der Italiener musste während Rennen an den Strassenrand fahren und warten, bis sich sein Herzschlag normalisiert hatte. Er gewann 20 Giro-Etappen und 1965 die Tour de Suisse.
Noch offen ist Frankinys nächster Renneinsatz. Aber das bringt den ersten Oberwalliser Radprofi nicht aus der Ruhe. Er hat schon einiges erlebt. Letztes Jahr beendet er an der Vuelta die harte Bergetappe nach Alto Hoya de la Mora (2.510 M.ü.M.) – nach einem Sturz fährt er 80 km mit einem gebrochenen Becken. Kilian Frankiny kennt keine Schmerzen.