Die vier Schweizer an der Tour de France
Mit dem Bus rückwärts über die Autobahn

Das Rennen im Rennen und das Rennen ausserhalb des Rennens. Die Tour de France kennt keine Grenzen. Wo sie fährt, ist alles erlaubt. Die vier Schweizer Tour-Fahrer erzählen ihre Erlebnisse der ersten Woche.
Publiziert: 14.07.2019 um 15:55 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2019 um 09:00 Uhr
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Michael Schär ist zum 9. Mal an der Tour mit dabei.
Foto: Getty Images
Hans-Peter Hildbrand

Michael Schär (32) 9. TdF-Teilnahme

Sicher, die Tour de France ist strenger geworden. In der Kolonne werden ab und zu Radarkontrollen gemacht. Und der eine oder andere Chauffeur wird zur Alkohol- und Drogenprobe rausgenommen. Aber das spielt sich alles auf französischem Boden ab. «Fährt die Tour de France aber im Ausland, ist wirklich alles möglich», sagt Michael Schär (32). Der Luzerner Profi ist zum neunten Mal dabei. Er hat mit BMC das Team-Zeitfahren gewonnen, war am Dienstag 210 km in der Spitzengruppe und stand als kämpferischster Fahrer auf dem Podest. «Aber im Teambus rückwärts auf der Autobahn chauffiert zu werden, das habe ich zuvor noch nie erlebt!» Möglich macht es die Brüsseler Polizei. Doch was ist genau passiert? Der Bus-Chauffeur seines Teams sieht das Schild: maximale Höhe 3,90 m. Da er weiss, dass sein Bus 4 Meter hoch ist, verlässt er sofort die Autobahn. Sein Pech: Die Ausfahrt ist gesperrt. Mit Hilfe der Polizei muss er knapp zwei Kilometer lang seinen Bus rückwärts durch die stehenden Autos auf der Autobahn bis zur nächsten Ausfahrt zirkeln. «Dann haben uns fünf Polizisten auf Motorrädern bis ins Hotel begleitet», erklärt Schär. «Ein Service, der in Frankreich nicht geboten wird.» Aber eben: Kommt die Tour ins Ausland, wird alles gemacht. Bäume werden gefällt, Signal-Anlagen abgebaut – wie zum Beispiel auch 2016 in Bern!

Sébastien Reichenbach (30) 3. TdF-Teilnahme

Ich habe nur beste Erinnerungen an die erste Tour-Woche. Erst der überwältigende Empfang am Start in Brüssel. Die Belgier sind Radsportkenner, lieben diesen Sport und lassen das jeden Fahrer spüren. Das Team-Zeitfahren hat dem ganzen Team einen gehörigen Schub gegeben. Positiv auch: Die Zahl der Stürze auf den Startetappen hat gegenüber früheren Jahren abgenommen. Doch im Vergleich zu den beiden anderen Rundfahrten Giro und Vuelta sind es immer noch zu viele. Und: An der Tour passieren die Stürze dann halt überall – am Start, in der Rennmitte, im Zielraum. Auf jedem Meter ist höchste Aufmerksamkeit gefragt.»

Stefan Küng (25) 3. TdF-Teilnahme

Es ist mein erster Tour-Start in einem französischen Team. Die Begeisterung ist überaus gross. Nach jeder Etappe warten ein paar hundert Anhänger auf dem Hotel-Parkplatz. Das ist neu für mich. Klar, die kommen wegen unseres Leaders Thibaut Pinot – und nicht wegen mir. Er ist in Frankreich sehr populär. Und doch profitiere auch ich: Früher kannten mich die Franzosen als BMC-Fahrer nicht. Jetzt rufen sie am Strassenrand auch ‹Allez Stefan›. Von der Hotelauswahl – abgesehen von Brüssel – haben wir als französisches Team bis jetzt aber leider nicht profitiert. Die Hotelketten Ibis, Campanile und Kyriad wechseln sich ab. Und wer diese Hotels kennt, der weiss, was ich meine. Es kann also nur besser werden.»

Mathias Frank (32) 7. TdF-Teilnahme

Als Radprofi bin ich knapp die Hälfte des Jahres weg von daheim. Von meiner Frau Nicole und den drei Kindern. Das schmerzt mich als Familienmenschen. Da hilft auch das tägliche Skype nicht. Die beiden Mädchen und der Bub fragen dann immer, wann ich endlich nach Hause komme. Umso schöner ist halt dann so ein Tag wie im Elsass. Die ganze Familie war in Rouffach zu Besuch. Mit dem ‹Château D’Isenbourg› hatten wir ein sehr exquisites Teamhotel. Was an der Tour doch eher eine Rarität ist. Ungemein gefreut haben mich die Spielereien im Hotelgarten, als fast die ganze Mannschaft mit meinen drei Kindern nach Konfetti-Herzen suchte – Tage vorher war eine Hochzeitsgesellschaft im Hotel. In unserem Team sind wir wie eine grosse Familie. Das erleichtert meine 21 Tage an der Tour ohne Frau und Kinder.»

Tour de France 2019
  • Die Tour de France oder einfach Le Tour genannt, ist das bekannteste und bedeutendste Radrennen der Welt.
  • Das erste Rennen wird seit 1903 jährlich durchgeführt und führt quer durch Frankreich und teilweise angrenzenden Nachbarländern.
  • Die einzigen Ausfälle der Tour fanden während dem ersten Weltkrieg zwischen 1915-1918 und dem zweiten Weltkrieg zwischen 1940-1946 statt.
  • Die Tour de France wird oft als das grösste jährlich stattfinde Sportereignis genannt und gilt als das härteste Radrennen der Welt.
  • In der Neuzeit geht das gesamte Rennen über 3500 km in 21 Etappen.

Übersicht Tour de France 2019

Wann: 06.07.2018 - 28.07.20189

Die Sieger seit 2006

  • 2018 Geraint Howell Thomas (GB)
  • 2017 Christopher Froome (GBR)
  • 2016 Christopher Froome (GBR)
  • 2015 Christopher Froome (GBR)
  • 2014 Vincenzo Nibali (ITA)
  • 2013 Christopher Froome (GBR)
  • 2012 Bradley Wiggins (GBR)
  • 2011 Cadel Evans (AUS)
  • 2010 Andy Schleck (LUX)
  • 2009 Alberto Contador (ESP)
  • 2008 Carlos Sastre (ESP)
  • 2007 Alberto Contador (ESP)
  • 2006 Oscar Pereiro (ESP)

Weitere Gewinner auf der offiziellen Webseite der Tour de France

Pruntrut soll 2012 zum Handkuss kommen
Le Tour de France
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  • Die Tour de France oder einfach Le Tour genannt, ist das bekannteste und bedeutendste Radrennen der Welt.
  • Das erste Rennen wird seit 1903 jährlich durchgeführt und führt quer durch Frankreich und teilweise angrenzenden Nachbarländern.
  • Die einzigen Ausfälle der Tour fanden während dem ersten Weltkrieg zwischen 1915-1918 und dem zweiten Weltkrieg zwischen 1940-1946 statt.
  • Die Tour de France wird oft als das grösste jährlich stattfinde Sportereignis genannt und gilt als das härteste Radrennen der Welt.
  • In der Neuzeit geht das gesamte Rennen über 3500 km in 21 Etappen.

Übersicht Tour de France 2019

Wann: 06.07.2018 - 28.07.20189

Die Sieger seit 2006

  • 2018 Geraint Howell Thomas (GB)
  • 2017 Christopher Froome (GBR)
  • 2016 Christopher Froome (GBR)
  • 2015 Christopher Froome (GBR)
  • 2014 Vincenzo Nibali (ITA)
  • 2013 Christopher Froome (GBR)
  • 2012 Bradley Wiggins (GBR)
  • 2011 Cadel Evans (AUS)
  • 2010 Andy Schleck (LUX)
  • 2009 Alberto Contador (ESP)
  • 2008 Carlos Sastre (ESP)
  • 2007 Alberto Contador (ESP)
  • 2006 Oscar Pereiro (ESP)

Weitere Gewinner auf der offiziellen Webseite der Tour de France

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Im BLICK-Ticker gibt es alle Etappen der Tour de France 2019 nochmals zum Nachlesen. Verpassen Sie kein Ergebnis und Highlight des legendären Radrennens!

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