Deutschland träumte vor der Tour vom Gesamtsieg. Doch daraus wird nichts. Danach träumte Deutschland vom Etappensieg – auch das klappte bislang nicht. Umso mehr feiert unser nördlicher Nachbar nun Marc Hirschi (22). «Er ist der neue Superstar», sagt Jens Voigt (48). Der frühere Rad-Profi und heutige Eurosport-Experte ist begeistert vom jungen Berner. «Die allerwenigsten hatten ihn auf dem Plan. Aber Hirschi fuhr nun drei Mal aufs Podium, immer bei schweren Etappen. Was er zeigt, ist ganz grosses Kino. Hirschi ist der grosse Knaller.»
Man merkt: Hirschis Solo-Sieg bei der 12. Etappe der Tour in Sarran (Fr) beeindruckt Voigt. Speziell dabei: Voigt gewann ebenfalls eine Tour-Etappe im 300-Seelen-Dörfchen. Das liegt 19 Jahre zurück. Darauf eingehen mag der Norddeutsche aus Grevesmühlen nicht. Lieber spricht er über Hirschi.
«Er fährt mutig, clever, einfach unglaublich stark.» Und dann zieht Voigt einige Vergleiche: «Hirschi kann der neue Bernard Hinault werden. Oder der neue Laurent Jalabert. Oder der neue Peter Sagan. Ich könnte jeden anderen Namen nennen, ausser Eddy Merckx – der ist einzigartig.» Zur Erinnerung: Hinault (Fr) ist fünffacher Tour-Sieger, Jalabert gewann 141 Rennen und Sagan ist dreifacher Strassen-Weltmeister.
Cancellara: «Damit tut man ihm keinen Gefallen»
Der Schweizer Doppel-Olympiasieger Fabian Cancellara (39) stammt wie Hirschi aus Ittigen bei Bern. Er ist sein Manager. Doch solche Vergleiche, wie sie Voigt zieht, mag er nicht. «Marc Hirschi ist Marc Hirschi. Punkt.» Man dürfe nicht den Fehler machen, junge Fahrer mit anderen Athleten zu vergleichen. «Damit tut man ihm keinen Gefallen. Jeder ist doch komplett anders», so Cancellara.
Immerhin: Voigts Loblied ist gut gemeint. «Hirschi hat alles, was es braucht, um ein Weltklasse-Rennfahrer zu sein. Und so jung wie er noch ist, hält er dieses Niveau auch noch zehn Jahre. Er ist die Überraschung der Tour – der grosse Knaller!»