Die Genugtuung dürfte gross sein bei Fabian Cancellara (35). Wann immer der Schweizer Radstar in den letzten Jahren grosse Erfolge feierte, wurden Stimmen laut, die ihn des Dopings verdächtigten.
Auch Lance Armstrong, grösster aller Dopingsünder, war sich nicht zu fein, gegen den Berner zu schiessen. «Luigi!», twitterte Armstrong nach dem grossen Triumph des Berners im Olympia-Zeitfahren von Rio. Ein ganz fieser Seitenhieb.
«Clasicomano Luigi» – so war einer der 211 Blutbeutel beschriftet, welche die spanische Guardia Civil 2006 bei Doping-Doktor Eufemiano Fuentes beschlagnahmte und der nicht einem Radprofi zugeordnet werden konnte.
Im Gegensatz zu Stars wie Ivan Basso und Alejandro Valverde, welche wegen der Namen ihrer Hunde, die als Codeworte verwendet wurden, als Fuentes-Kunden entlarvt wurden, blieb Cancellaras Weste auch nach den Enthüllungen rein. Nichts konnte ihm nachgewiesen werden. Und trotzdem hielt sich das Gerücht hartnäckig, Cancellara sei «Luigi».
Bis jetzt. Denn nun hat sich «Luigi» gemeldet. Es ist nicht Cancellara. «Das bin ich und sonst niemand», gesteht der holländische Ex-Radprofi Thomas Dekker (32) im Magazin «Humo». Das Ex-Toptalent wurde 2009 wegen Dopings gesperrt. «Fuentes hat mir den Spitznamen gegeben», sagt «Luigi» Dekker.
Damit erscheinen die Behauptungen von Armstrong und anderen haltlos. Vorwürfe, die dem mittlerweile zurückgetretenen Cancellara nahe gehen. «Ich war schon immer sehr sensibel», kommentiert er in seiner neuen Biografie die Doping-Verdächtigungen. Ende 2008 habe er deswegen zwischenzeitlich hingeschmissen, die Saison abgebrochen und das Training eingestellt. «Nach dem Winter hatte ich ernsthaftes Übergewicht, es waren beinahe zehn Kilo mehr.»
Der Berner kämpfte sich zurück, gewann 2009 Etappen an der Tour de France und der Vuelta, die Tour-de-Suisse und die Zeitfahr-WM. Bis zum Ende seiner Laufbahn kamen sieben Klassiker-Siege, vier Weltmeistertitel und zehn Etappensiege bei grossen Rundfahrten zusammen, dazu zweimal Olympia-Gold und einmal Silber. Eine grosse Karriere. (eg)