Das irre Leben des Mark Cavendish
Der Superman ist menschlich geworden

Kaum ein anderer Rad-Profi polarisiert so wie Mark Cavendish. Heute feiert der ehemalige Sprint-Rüpel seinen 37. Geburtstag. Sein Image ist besser als je zuvor.
Publiziert: 21.05.2022 um 18:29 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2022 um 18:30 Uhr
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Der König des Massensprints: Mark Cavendish. Der Brite feiert seinen 37. Geburtstag.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann

Es ist noch kein halbes Jahr, als Mark Cavendish mit einem Loch in der Lunge und zwei gebrochenen Rippe im Spital liegt. Und heute? Da feiert der Brite von der Isle of Men beim Giro seinen 37. Geburtstag. Ein Geschenk hat er sich längst selbst gemacht, «Cav» gewann die dritte Etappe – sein insgesamt 16. bei der Italienrundfahrt.

Gut möglich, dass Cavendish an seinen brutalen Crash beim Sechstagerennen in Gent (Bel) zurückdenken wird. «Ich bin damals nur wegen meiner Kinder aufgestanden», sagte Cavendish. Diese waren ebenso unter den Zuschauern wie seine Ehefrau Peta Todd (34), einem ehemaligen Seite-3-Girl.

Kaum einer mochte Cavendish

Cavendish wurde stets «Cannonball» genannt, Kanonenkugel also. Der Grund? Klar, Cavendish ist schnell, sehr schnell. 34 Siege hat er bei der Tour de France gefeiert, genau gleich viele wie der Grösste des Sports, Eddy Merckx (76). Für viele ist er der beste Sprinter aller Zeiten.

Gleichzeitig polarisierte Cavendish stets – mal, weil er einen Gegner im Sprint in die Bande drängte – mal, weil er grossmäulig auftrat. Im Peloton war Cavendish lange unbeliebt, weil er sich nichts gefallen liess. «Klar werde ich zu einigen Fahrern pampig», sagte er 2009 einmal, «denn ich bin ein Arschloch.»

Traurig? «Nicht nur...»

Was erst nach und nach zum Vorschein trat, war die verletzliche Seite Cavendishs. Zweimal erkrankte er am Pfeifferschen Drüsenfieber, einmal wurde eine Depression diagnostiziert. Letztere warf ihn völlig aus der Bahn, weil er vorher nicht geglaubt hatte, dass es diese Krankheit überhaupt gibt. Cavendish sprach vor kurzem gegenüber Eurosport darüber: «Depression assoziiert man einfach mit Traurigkeit, aber du bist nicht nur traurig. Ich habe so oft versucht, ein Bild zu malen, aber du kannst einfach nicht. Du hast entweder überhaupt keine Gefühle oder du handelst und reagierst völlig irrational. Das ist ein chemisches Ungleichgewicht.»

Heute verliert kaum einer ein schlechtes Wort über Cavendish. Auch, weil er über die Tiefen seines Lebens offen gesprochen hat. Aber wie lange will er eigentlich noch weitermachen? «Ich möchte weitere 50 Tour-Etappen gewinnen», kündigt er schelmisch an. Gänzlich verändert hat sich Cavendish eben doch nicht.

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