Der Rote Teppich scheint einmal mehr für die Sprinter ausgelegt, als es in die Schlussabfahrt nach Gstaad geht. Mit weniger als 30 Sekunden Vorsprung liegt Christopher Juul-Jensen als letzter verbliebener Fahrer einer Ausreissergruppe vor dem Finale der vierten Tour-de-Suisse-Etappe an der Spitze. Doch wer glaubt, dass der Däne vom Team Mitchelton-Scott ein gefundenes Fressen für Sagan, Matthew und Co. ist, wird eines besseren belehrt.
Juul-Jensen verteidigt seine Führung tapfer und geht auch den abschliessenden 2,5 km langen Rundkurs auf dem Flugplatz Saanen als Führender an. Mit letzter Kraft spult er die nicht enden wollende Runde ab und wird im Ziel mit seinem grössten Karriere-Erfolg belohnt.
Mit 8 Sekunden Rückstand jagen die Geschlagenen über den Strich. Michael Matthews (Aus) als Zweiter, der Belgier Yves Lampaert als Dritter und Weltmeister Peter Sagan auf Platz vier bleiben für einmal chancenlos. Als bester Schweizer muss sich auch Michael Albasini auf Rang acht geschlagen geben. Doch er darf sich immerhin mit seinem Teamkollegen Juul-Jensen freuen.
An der Spitze des Gesamtklassements behauptet der Thurgauer Stefan Küng seinen Vorsprung von 3 Sekunden auf seine Teamkollegen Greg van Avermaet (Be) und Richie Porte (Aus). Küng, der seit dem Sieg seines BMC-Teams im Mannschaftszeitfahren zum Auftakt der Rundfahrt in Gelb fährt, erweist sich im 7 km langen Anstieg nach Saanenmöser als ordentlicher Kletterer und lässt sich auch in der anschliessenden Abfahrt nach Gstaad auf regennasser Fahrbahn nicht abhängen.
Zu den auffälligsten Fahrern der Etappe zählt Silvan Dillier, der sich in der sechsköpfigen Fluchtgruppe an der Seite Juul-Jensens lange an der Spitze zeigt. Die Ausreisser setzen sich unmittelbar nach dem Start vom Hauptfeld ab und halten sich fast 180 km mit bis zu sieben Minuten Vorsprung vorne.
Im Anstieg zwischen Zweisimmen und Schönried, wenige Kilometer vor dem Ziel in Gstaad, ist der Traum vom Etappensieg für Dillier und vier Mitausreisser ausgeträumt. Nur Juul-Jensen kämpft weiter – und belohnt sich am Ende mit dem Sieg.
Eine Angelegenheit für die Bergfahrer wird indes die fünfte Etappe, die am Mittwoch über 156 km von Gstaad nach Leukerbad führt. Drei Bergwertungen – der Col du Pillon, der Aufstieg nach Crans-Montana und der Schlussanstieg nach Leukerbad – bieten den Kletterspezialisten reichlich Gelegenheiten für Angriffe.
Der Kampf ums Gelbe Trikot dürfte damit endgültig eröffnet werden.