Fussball. Wie die meisten Jungs in seinem Alter hat auch der kleine Fabian vor allem das im Kopf. Kicken mit den Nachbarkindern, mit Schulfreunden. Und im Verein, beim SC Wohlensee. Erst Linksaussen, später Rechtsaussen. Und ab und zu Mittelstürmer. Tore schiessen.
Es ist um das Jahr 1990. Und es wird noch etwas dauern, bis der talentierte Jungfussballer seine Leidenschaft fürs Radfahren entdeckt. Die Weichenstellung, die zu einer der erfolgreichsten Radsport-Karrieren führt, ist Ausgangspunkt der Cancellara-Biografie (Werd Verlag, 176 Seiten).
«Es beginnt mit einem alten Rennrad des italienischen Herstellers Chesini», schreibt Langenbergh. «Sein Vater Donato schenkt es ihm. Mehr braucht der junge Fabian Cancellara nicht, um sich in den Radrennsport zu verlieben.»
Was folgt, sind mehr als 20 Jahre einer aussergewöhnlichen Sportler-Laufbahn. Grösstenteils erzählt von Cancellara selbst. Seine Karriere in 20 Kapiteln, angelehnt an die Etappen einer grossen Rad-Rundfahrt.
Fabian ist zwölf Jahre alt, als er sein erstes Radrennen fährt. Die Zeit, sich zu entscheiden, ist gekommen. «Eines Tages standen gleichzeitig ein Radrennen und ein Fussballmatch auf dem Programm», erinnert sich Cancellara.
«Wie es der Zufall wollte, waren auch die Umkleidekabinen in derselben Turnhalle. So stand ich im Radoutfit meiner Mannschaft im Fussballtrikot gegenüber. Mein Fussballtrainer hat mich danach unter vier Augen angesprochen: ‹Fabian›, sagte er, ‹entscheide dich für eine Sache und mach diese richtig, und nicht zwei nur so halb.›»
Taschengeld? Nicht nötig – und bald beginnt das «Abenteuer»
Ein Rat, den Cancellara befolgt. Und der Mann, der später zwei olympische Goldmedaillen, sechs WM-Titel, davon vier bei der Elite, sieben grosse Klassiker sowie Tour- und Vuelta-Etappen gewinnt, zeigt früh sein einzigartiges Talent.
«In meinem zweiten Jahr bei den Junioren habe ich jedes Rennen gewonnen.» Das zahlt sich aus. Es gibt kleine Preisgelder von 100 Franken, Boni von seinem Velo-Klub und kostenlose Ausrüstung von einem lokalen Radladen, seinem ersten Sponsor. «Taschengeld habe ich zu Hause nie bekommen, das besorgte ich mir selbst.»
Mutter Rosa achtet derweil darauf, dass Fabian die Schule nicht vernachlässigt. Der Schulabschluss steht an erster Stelle. «Leider hat es mit mir und der Schulbank nie so wirklich geklappt», räumt Cancellara ein. «Ich lernte immer sehr gerne Neues, konnte mich jedoch nicht in Schulbücher vertiefen. Später einmal zu studieren, war deshalb unmöglich.»
Er lernt Elektromonteur – und forciert gleichzeitig sein Training. Was bald Erfolg zeigt. Mit 17 Jahren wird er Schweizer Meister im Zeitfahren bei den Junioren. Der Lohn: Cancellara darf 1998 an die WM nach Valkenburg (Ho).
Dort sorgt er für einen Paukenschlag und holt den Junioren-Titel im Zeitfahren. Ein Kunststück, das ihm ein Jahr später in Treviso ein zweites Mal gelingt. Die Geburtsstunde von «Spartacus», wie Cancellara bald von Kollegen und Fans genannt wird.
«Von heute auf morgen wurde mein Leben zum Abenteuer: Ich trat bei Rennen in Italien, Österreich und vielen anderen Ländern an.»
Und doch bleibt der Fäbu aus Wohlen BE bodenständig: «Als ich damals im Jugendzentrum in unserem Dorf herumhing, wusste jeder, dass ich Weltmeister im Radfahren war. Aber deswegen hat mich keiner bevorzugt. Ich traf immer noch meine alten Freunde und ging am Wochenende feiern.»
Übermässig Alkohol oder gar Drogen waren indes nicht sein Ding: «Ich hatte ja mein Rennrad, auf dem ich viele Höhenflüge erlebte.»
Und so ist der Weg vorprogrammiert: Im Herbst 2000 debütiert Cancellara im Profipeloton mit einem Vertrag beim Team Mapei. «Als mir klar wurde, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte, wurde es langsam ernst.»
In vier Teilen stellt BLICK die Biografie «Fabian Cancellara – Radfahrer und Familienmensch» vor. Das Buch des belgischen Journalisten und Autors Guy Van Den Langenbergh ist ab 17. November für 44 Franken im Handel erhältlich. Die von Cancellara autorisierte Biografie erzählt in 20 Kapiteln seinen Werdegang – von der Entdeckung eines Ausnahmetalents bis zum krönenden Abschluss mit dem Olympiasieg in Rio.