Aus, aus, die Tour ist aus! Und Fabian Cancellara (34) ist wieder daheim. Luca Prota, der Präsident seines Fanclubs, chauffierte ihn nach Ittigen BE.
«Klar habe ich Schmerzen», sagt Fäbu. «Ich weiss nicht, wie ich nach meinem Sturz die 60 Kilometer ins Ziel gefahren bin. Das Gelbe Trikot gab mir wohl die Kraft.»
Wie gehts jetzt weiter? «Wann ich wieder Rennen fahre, weiss ich nicht. Ich will jetzt meine Familie geniessen», sagt Fäbu. «Die Schmerzen sind gleich schlimm wie nach dem Sturz in Harelbeke Ende März.» Damals brach er sich ebenfalls zwei Lendenwirbel – und musste rund zwei Monate pausieren.
Keilerei und Stör-Funk
Die Tour wird Cancellara nicht mehr fahren, er hat genug von dieser Rundfahrt, in der alles anders ist. Bereits wenn das Feld hinter dem roten Skoda von Direktor Christian Prudhomme (50) neutralisiert aus einer Stadt rollt, beginnt der Stress. IAM-Profi Sébastien Reichenbach (26): «Sofort nach dem Start geht die Keilerei los. Nach dem Pinkeln brauche ich sicher zehn Minuten, bis ich wieder im Feld bin.»
Jedes Team hat mindestens 25 Helfer für neun Rennfahrer. Für die Stars wird alles getan. Das Rennen selbst ist funkgesteuert: Zeiten, Vorsprung, Rückstand, Witterung, Windgeschwindigkeit, Strassenzustand, Anfeuerungsrufe, taktische Pläne – alles über Funk.
Funk stört die Tour. Die ständigen Anweisungen beeinträchtigen die Konzentration der Fahrer. Jungtalent Stefan Küng (21) raste bei seinem Solosieg an der Tour de Romandie gar seinem Sportlichen Leiter davon.
Der Stör-Funk nervt Küng: «Ich muss allein fahren. Ich vertraue meinem Gschpüri. Ich muss pedalen und kann nicht auf andere hören.»
Von Cancellara sind solche Klagen unbekannt. Es war auch nicht das Plastikgehäuse des Funkgeräts, das ihm die Lendenwirbel brach. Die meisten Profis verstauen den Sender hinten in den Hosen. Fabian montiert ihn vorne an den Hosenträgern.
Cancellara hätte als Leader vorne fahren müssen. Diese Unachtsamkeit wurde ihm schon zweimal zum Verhängnis. 2012 beim ersten fürchterlichen Sturz seiner Karriere, als er sich an der Flandern-Rundfahrt dreimal das Schüsselbein brach. Und diesen Frühling in Harelbeke.
Auffällig, dass sich im Herbst seiner Karriere die schweren Stürze häufen. Im trauten Heim hat Fäbu jetzt Zeit genug, über die Gründe nachzudenken.