Fabian Cancellara (31) fährt an der Bayern-Rundfahrt ins Ziel, als wäre nichts passiert. Er hat vier Minuten auf den Sprintsieger Alessandro Petacchi (It) verloren. «Will ich im Finale vorne mitfahren, muss ich ausgangs der Kurven mehr beschleunigen», erklärt er. «Aber das kann ich zurzeit nicht, weil ich in der rechten Schulter noch zu wenig Kraft habe.»
Gegen 19 Uhr, kurz vor der Massage im Hotel Anna in Schnelldorf, ergänzt er seine Aussagen. «Du, ich bin dann heute gewaltig auf den Asphalt geflogen. Aber es hat mir nichts gemacht.» Was ist passiert? Kurz nach dem Start reisst ein junger Belgier am Lenker. Macht einen Schwenker, touchiert mit einem Pedal den Asphalt. Er fliegt vor Cancellara aus dem Sattel. «Ich sah den Sturz kommen», so der Berner. «Ich hätte über ihn springen können, hätte ihn aber dann wohl mit dem Kettenblatt in der Nierengegend getroffen – ich habe mich auf ein Abrollen vorbereitet.»
Velo kaputt, Körper ganz
Cancellara fliegt kopfüber, macht eine Hechtrolle, landet auf den Füssen und steht wieder auf. «Das Velo war kaputt – aber ich habe keine Schramme.» Er sieht den Horrormoment positiv. «Dieser Sturz gibt mir eine wichtige Bestätigung: Wenn ich sehe, was passiert, dann reagiere ich instinktiv richtig.» Sein Landsmann Marcel Wyss ist auch in den Sturz verwickelt, hat aber weniger Glück. Er muss das Rennen mit einem Muskelfaserriss aufgeben.
An der Flandern-Rundfahrt war Cancellara über eine Trinkflasche geflogen und hatte sich das rechte Schlüsselbein viermal gebrochen. «Das kam unerwartet, ich konnte mich nicht wehren. Es riss mir einfach den Lenker aus den Händen.»