Langweilig wird es Camille Balanche nie. Dafür sorgt sie gleich selbst. Kaum beherrscht sie eine Sportart, sucht sie woanders eine neue Herausforderung. «Da ist etwas dran», sagt die 29-Jährige aus Le Locle NE lachend.
Der Reihe nach: Als Kind war sie im Skiklub, als Juniorin zweifache Schweizer Meisterin im Fechten, danach machte sie Leichtathletik, später (2010) war sie mit der Eishockey-Nati in Vancouver (Can) und legte dann eine Volleyball-Phase in der 2. Liga ein. «Ich habe viel Talent, um schnell zu lernen», sagt sie, «viele meiner Kolleginnen sagen: ‹Das ist doch Wahnsinn.› Aber mir machen halt viele Sportarten Spass!»
Balanche macht praktisch alles auf eigene Kosten
Seit einigen Jahren ist nun aber das Mountainbike Balanches Arbeitsgerät – zuerst machte sie Enduro, nun konzentriert sie sich auf Downhill («Ich bin explosiv und nicht ausdauernd»). Auch da ist Balanche talentiert. Vor zwei Wochen wurde sie in Pampilhosa da Serra (Por) Europameisterin, obwohl sie erst seit gut einem Jahr Downhill fährt. «Viele Weltklasse-Athletinnen waren bei der EM nicht dabei», relativiert sie. Stark fuhr «Cam», wie sie Freunde nennen, trotzdem. «Und jetzt freue ich mich auf meine erste ganze Weltcup-Saison. Ich möchte mich in der Szene etablieren», sagt sie.
Gar nicht so einfach in einer Sportart, bei der weltweit nur zehn Athletinnen Profis sind. Und so schraubt, putzt und ölt Balanche ihre Bikes in ihrem kleinen, aber schmucken Keller in Biel BE selbst. Dabei macht sie praktisch alles auf eigene Kosten. Vor allem die Reiserei schlägt aufs Portemonnaie. «Weil ich als Fitnesstrainerin und Kletterinstruktorin arbeite, geht es aber knapp auf.»
«Schwimmen geht gar nicht»
Multitalent Camille Balanche, die ihr Sportstudium längst beendet hat, stellt aber klar: «Ewig kann ich so nicht weitermachen. Irgendwann brauche ich mehr Unterstützung.» Dafür hat sie ein Dossier zusammengestellt – so bewirbt sie sich bei Teams. «Aber ich bin neu, niemand kennt mich. Es ist auch sehr wichtig, dass man auf Instagram viele Follower hat. Viele haben 10 000 und mehr, ich bin bei 3000. Es ist nicht einfach, die Schweiz ist halt klein.»
Das entmutigt Balanche nicht. Sie hat ihre Passion gefunden. «Draussen in der Sonne zu sein, die Natur zu geniessen, dazu das Adrenalin beim Downhill – es gibt nichts Schöneres.» Bleibt die Frage: Gibt es eine Sportart, die Balanche nicht kann? «Schwimmen geht gar nicht», sagt sie lachend.