Brändle attackiert die Hunger-Profis
«Wenns mir schmeckt, fahre ich gut»

Essen ist wieder angesagt. Die wandelnden Skelette haben ausgedient. Weil sie schon bei den ersten Regentropfen aus dem Sattel fallen.
Publiziert: 02.06.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:54 Uhr
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Matthias Brändle: Er hört der Diätistin im IAM-Team zwar zu. Aber er isst, wenn er Hunger hat.
Foto: Corbis
Von Hans-Peter Hildbrand

Im Radsport funktioniert es so. Wenn einer was macht und damit Erfolg hat, machen es alle nicht nur nach – nein, alle übertreiben gleich. Vincenzo Nibali (It) gewann letzten Juli die Tour de France.

Seine vier Etappensiege feiert er aber nie mit einem Dessert. «Ich habe das ganze Jahr auf Süsses verzichtet. Das tat weh.»

Aber es hat sich gelohnt. Und bestätigt aufs Erste die Theorie des britischen Sky-Teams. Dort drangsalieren täglich teameigene Diät-Experten die Fahrer. Bis zu zwölf Kilo hat Bradley Wiggins (35) in sechs Jahren – auf seinem Weg vom Bahn-Olympiasieger zum Tour-de-France-Gewinner – abgenommen.

Chris Froome hat es ihm nachgemacht – und 2013 die Tour gewonnen. Fakt ist aber auch: Beide haben den Trend hin zur Magersucht vorgegeben – mit Folgen. Wiggins kommt nach seinem Sieg 2012 nie mehr auf Touren, gibt diesen April den Rücktritt auf der Strasse.

Froome fährt seit seinem Tour-de-France-Erfolg hinterher. Und der dritte Sky-Profi Richie Porte (30) fällt am Giro aus dem Sattel. Zu ausgemergelt, kann er Regen und Kälte nichts entgegensetzen.

«Für uns Bergfahrer ist das Gewicht eine heikle Gratwanderung. Jedes Kilo weniger kostet mich Power», sagt der Luzerner Mathias Frank. Er schätzt sich glücklich, weil sein Gewicht in der Saison stabil bleibt.

Sein Teamkollege Matthias Brändle (25) hört zwar der Diätberaterin zu. Aber er isst, was er will. Er sagt: «Schmeckt das Essen, fahre ich gut.» Doch auch so ist er nicht gegen Magenprobleme gefeit. An der Belgien-Rundfahrt muss er im Leadertrikot deswegen am Sonntag nach 40 Kilometern aufgeben.

Übrigens: Das Geheimnis von Nibali ist mittlerweile auch gelüftet. Es ist ein anderes. Kaum hat er die Ziellinie überquert, interessiert ihn das Rennen nicht mehr. Er ist der erste Toursieger der modernen Geschichte, der dem Gelben Trikot die Last nimmt – und die leuchtende Farbe zurückgibt.

Sein Freund und Zimmerkollege Alessandro Vanotti verrät: «Vincenzo macht alles andere, nur über die vergangene Etappe redet er nicht.» 

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