Während das erste Schneegestöber des Winters die Schweiz und damit auch Uetikon am See ZH heimsucht, herrscht im Zuhause der Familie Frei Weihnachtsstimmung. Das Haus ist festlich dekoriert, und passend zur Festzeit backt SonntagsBlick mit der Mountainbike-Überfliegerin Sina Frei Guetzli und schaut auf ihr Traumjahr zurück.
Nein, einen solchen Erfolg habe sie nicht erwartet, «nur geträumt habe ich davon», so Frei. Die 24-Jährige hat ein Wahnsinns-Jahr hinter sich. Holte Silber bei ihren ersten Olympischen Spielen, danach WM-Gold im Short Track, Bronze im Cross-Country, und zum Abschluss gewann sie das Etappenrennen Cape Epic mit der Österreicherin Laura Stigger.
Verhaltener Start
«Es ist wirklich ein unglaubliches Jahr gewesen», blickt sie zurück, während sie den Spitzbuben-Teig bearbeitet. Dies obwohl es zu Beginn der Saison nicht so nach ihrem Geschmack gelaufen sei. Trotzdem positionierte sie sich im Weltcup regelmässig in den Top 10. In Tokio platzte der Knoten schliesslich. Als Zweite war sie Teil vom historischen Schweizer Olympia-Podest mit Jolanda Neff und Linda Indergand.
Mit Japan habe sie ohnehin eine spezielle Beziehung. «Beim Testevent in Tokio fühlte ich mich sehr wohl, und schon dort lag etwas Spezielles in der Luft. Ich kehrte sehr gern wieder zurück und konnte wie erhofft am Tag X abliefern.»
Inzwischen hat Guetzli-Duft den Raum eingenommen, auf die erste Ladung darf Puderzucker gestreut werden.
Danach läufts plötzlich
Der Olympia-Erfolg war die Initialzündung, gab ihr weitere Motivation und Selbstvertrauen. An der WM lieferte Frei ihr bestes Rennen. «In der letzten Runde setzte ich zum Überholmanöver an und legte einen extrem guten Schlusssprint hin.»
Auch die Tränen nach dem Defekt beim Heimweltcup in Lenzerheide hielten sie nicht auf. Mit ihrem Cape-Epic-Sieg fand die Traumsaison einen schönen Abschluss. Hat sie ihre grossen Erfolge bereits verarbeitet? «Das braucht alles sehr viel Zeit. Am meisten realisiere ich es, wenn ich auf der Strasse von Kindern angesprochen werde. Dann merke ich, was ich alles geleistet habe.»
Das Gratulationsbanner der Gemeinde Uetikon hängt weiterhin im Dorfkern, und noch heute bekomme Frei regelmässig Fanpost. «Ich habe einen ganzen Ordner voll.»
«Ist nicht einfach zu holen»
Das Lächeln der frisch gepuderten Spitzbuben widerspiegeln die Stimmung der Hobbybäckerin. Mit dem Ergebnis ihrer Lieblingsguetzli zeigt sie sich zufrieden. Sportlich blickt Frei bereits aufs nächste Jahr. Nach EM- und WM-Titeln auf der U23-Stufe und den diesjährigen Auszeichnungen bleibt ihr Erfolgshunger ungebrochen. Das Ziel: der Gesamtweltcup. «Der ist aber nicht einfach zu holen.»
In der abgelaufenen Saison beendet sie den Weltcup auf Rang 5. Kann sie ihre Leistung wie nach den Spielen von Tokio konstant abrufen, wirds auch dort für die Überfliegerin hoch hinaus gehen.