BLICK-Serie zur Tour de Suisse
Ex-Sieger Camenzind ist jetzt ein Gipfelstürmer

Vor 17 Jahren stand Oscar Camenzind an der Tour de Suisse zuoberst auf dem Podest. Ösi geht auch nach seiner Karriere hoch hinaus – als Bergsteiger.
Publiziert: 08.06.2017 um 15:23 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:21 Uhr
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Kletterziege: Ösi Camenzind ist oft in den Schweizer Bergen unterwegs, bezwang rund 30 Viertausender.
Foto: ZVG
Hans-Peter Hildbrand

Gersau und Oscar Camenzind passen zueinander. Hier sein Wohnort, mit der Sonderstellung – die Gemeinde ist zugleich auch ein eigener Bezirk im Kanton Schwyz. Da Oscar Camenzind (47), der berühmteste der 2200 Einwohner. Wer ihn nicht als ehemaligen Strassen-Weltmeister kennt, der schätzt ihn als Briefträger.

Sehnsucht an seine Zeit als Rennfahrer hat Ösi, der zu 70 Prozent bei der Post in Gersau arbeitet, nicht. «Ich möchte die Zeit nicht missen, habe aber einen Strich gezogen. Ich kann mir heute manchmal nicht vorstellen, was wir da früher gemacht haben. Es war eine harte, aber eine schöne Zeit.»

Hart erkämpft war der Sieg an der Tour de Suisse (2000). «Ösi» triumphierte 14 respektive 26 Sekunden vor den beiden Teamkollegen Dario Frigo und Wladimir Belli (beide It). Es war ganz bestimmt einer der schöneren Siege meiner Karriere.»

Drei Jahre zuvor war er hinter Christophe Agnolutto (Fr) Zweiter geworden.  «1997 war ich  eigentlich stärker», erzählt Camenzind. Damals  aber hatte Agnolutto die Favoriten mit einer Flucht in der dritten Etappe überlistet.

Sein absoluter Höhepunkt war ist der WM-Titel 1998 in Valkenburg (Ho). Bei Regen und Kälte («Die Hälfte des Feldes war schon vor dem Start geschlagen») gewann der Gersauer solo in Valkenburg (Ho). «Jedem seiner elf Helfer zahlte Ösi rund 12 000 Franken», erinnert sich der damalige Profi Niki Aebersold (44). «Und ich bekam dank ihm noch einen Vertrag im Schweizer Phonak-Team.»

Camenzind ist der bisher letzte Schweizer Strassenweltmeister – und der erste Radprofi, der sofort zu seinem Dopingmussbrauch stand. «Ja, ich habe Epo genommen», gestand er nach der A-Probe. Erwischt wurde er am 22. Juli 2004. Während einer Trainingsfahrt am Klausen – vom Rennsattel aus – musste er zur Urinkontrolle. «Mein Team hatte mit diesem Vorfall nichts zu tun», erklärte er. « Ich habe Roulette gespielt.»

Der Sport spielt im Leben Camenzinds eine wichtige Rolle. Seit Jahren ist er begeisterter Bergsteiger und hat in der Schweiz bereits an die 30 Viertausender bezwungen. Nach seiner Velo­ Karriere bestieg er als erstes den Aconcagua, den mit 6962 Meter höchsten Berg Südamerikas, und sagt heute: «Heute bin ich Bergsteiger aus Leidenschaft.»

Am Samstag startet die Tour de Suisse 2017. BLICK schaut in einer Serie auf Helden, Dramen und grosse Siege der Schweizer Radstars an unserer Landesrundfahrt zurück. Als Nächster: Beat Breu.

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Oscar «Ösi» Camenzind (45), Radprofi von 1996 bis 2004
  • Total 27 Siege
  • TdS-Bilanz: Gesamtsieger 2000, Gesamtzweiter 1997, 5 Etappensiege, 6 Tage im Leadertrikot.
  • Grösste Erfolge: Strassen-Weltmeister 1998, Lombardei-Rundfahrt 1998, 2000 Lüttich–Bastogne–Lüttich
Keystone
  • Total 27 Siege
  • TdS-Bilanz: Gesamtsieger 2000, Gesamtzweiter 1997, 5 Etappensiege, 6 Tage im Leadertrikot.
  • Grösste Erfolge: Strassen-Weltmeister 1998, Lombardei-Rundfahrt 1998, 2000 Lüttich–Bastogne–Lüttich
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