BLICK-Serie zu Kübler: Teil 3
Ferdys Doping ist Hugo Koblet

Ein Sport-Duell, das die Schweiz spaltet. Die einen schwärmen für den eleganten Hugo Koblet, die anderen für den «Chrampfer» Ferdy Kübler.
Publiziert: 04.01.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:41 Uhr
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Giganten-Duell: Juni 1950: Wenn Ferdy Kübler (r.) und Hugo Koblet gegeneinander antraten, bebte die Schweiz.
Foto: Keystone
Hans-Peter Hildbrand

Hugo Koblet (1925–1964) ist der vollkommene Stilist auf dem Velo. Der erste Schweizer Sportstar. Ein Frauenheld. Ein Lebemann – bis ihm das Geld ausgeht. 1948 kommt er als junger Rennfahrer ins Tebag-Team von Ferdy Kübler. Ein Jahr später sagt er zu Kübler: «Ferdy, ich möchte weg von Tebag, ich will selbst Chef werden.» Koblet wechselt zu Cilo – das Beste, was beiden passieren kann.

«Von da an war Hugo mein Doping», sagt Kübler. Er ist ein verbissener Athlet, der Trainingsstunde um Trainingsstunde absolviert, um seine Erfolge feiern zu können. Hugo Koblet aber fährt aus dem Nichts ins Rampenlicht. Er gewinnt 1950 als erster Nicht-Italiener den Giro. Ein Jahr später die Tour de France.

Erfolge halten sich die Waage

Wo Hugo Koblet auch hinkommt, wird er erkannt. Wo er Rennen fährt, begeistert er die Zuschauer. Er ist kein Rebell. Er ist aber auch alles andere als ein «Füdlibürger»: Wenn die Schweiz in den Nachkriegsjahren spart, gibt er das Geld mit vollen Händen aus. Er lebt im Jetzt – was morgen ist, interessiert ihn nicht. Er geht aus, zeigt sich. Er braucht seine Freiheiten, um auf dem Velo brillieren zu können. Wenn Ferdy Kübler am Klausen trainiert, sitzt Hugo Koblet in der Beiz.

An der Tour de Suisse halten sich ihre Erfolge die Waage: je drei Gesamtsiege, davon je zwei in Direktduellen, je 11 Etappensiege, je 14 Leadertrikots. Im Juni 1952 erkrankt Koblet während der Tour de Suisse. Verbandspräsident Carl Senn schickt einen Arzt zu Koblet mit dem Auftrag: «Fit machen, um jeden Preis!» Koblet werden gegen seinen Willen und ohne sein Wissen Amphetamine gespritzt. Das Aufputschmittel schädigt sein Herz. Koblet kann in den Steigungen nicht mehr mithalten. Ihm stellt es ab 1500 Meter Höhe die Luft ab.

Nach seinem Gesamtsieg 1950 kommt Ferdy 1954 an die Tour zurück. Er belegt Rang 2, gewinnt zwei Etappen und das Punkteklassement, «obwohl ich für Hugo fahren musste». Kübler ist schon Mitte dreissig, Koblet erst 29. Verbandspräsident Carl Senn fordert, der Jüngere müsse die Tour gewinnen. Das hat Kübler nie vergessen: «Ich musste mich opfern, obwohl wir alle gesehen habe, dass es Koblet nicht mehr schaffen würde!»

Koblet gibt auf, Kübler bleibt der Ehrenplatz und die ewige Überzeugung, dass er die Tour ein zweites Mal hätte gewinnen können. Im Laufe der Jahre wird aus der Rivalität Freundschaft. Sie fahren Sechstagerennen zusammen, teilen sich an den Rennen gar das Zimmer. Hier Kübler, der Sparsame, der Angst hat, vor dem Nichts zu stehen. Da Koblet, der nie an die Zukunft denkt. 1954 endet seine Karriere.

Am 6. November 1964 steigt Hugo Koblet in seinen Alfa Romeo. Zwischen Esslingen und Mönchaltorf rast er mit 140 km/h in einen Baum – Selbstmord! Er verlässt das Leben, wie man eine Startnummer vom Trikot reisst. Koblet wollte nicht mehr Koblet sein.

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