Es sind grosse Schmerzen, die Silvan Dillier während seiner Fahrt beim Klassiker Paris-Roubaix ertragen muss. Über 50 Kilometer fährt er auf Kopfsteinpflaster, kriegt durch die unzähligen Schläge Blasen an den Händen. Doch der 27-Jährige beisst auf die Zähne – und rast sensationell auf Rang 2.
«Die Wunden verheilen schnell, es sollte bald wieder gut sein», sagt Dillier zu BLICK. Einsalben und schützen ist die Devise, um den Radlenker möglichst bald wieder wie gewohnt in die Hand nehmen zu können. Denn beim Amstel Gold Race am Sonntag will Dillier wieder angreifen.
BLICK schenkt dem Rad-Profi deshalb Handschuhe und fragt, wieso er auf diesen Schutz verzichtet: «Bei einem 4-Tage-Rennen 2009 sagte mein Trainer nach zwei Tagen, ich solle Handschuhe anziehen. Dies tat ich und hatte danach zwei üble Stürze. Seither lasse ich die Finger davon», erklärt er.
Holz spalten vor Paris-Roubaix
Da Dillier aufgrund seines Fingerbruchs auf die vorangehenden Kopfsteinpflaster-Rennen verzichten musste, konnte sich die Haut vor Paris-Roubaix nicht daran gewöhnen. Seine Familie hätte da aber noch einen anderen Vorschlag, wie man sich auf den ruppigen Untergrund vorbereiten kann: «Nächstes Jahr soll ich vor dem Rennen Holz hacken - eigentlich eine gar nicht so schlechte Idee.»
Für Dillier haben die offenen Hände aber auch einen positiven Nebeneffekt. «Ich spürte für einmal mehr meine Hände als meine Beine», sagt er schmunzelnd. «Es war, wie wenn man sich mit dem Messer immer wieder in die Hand schneidet, jeder Schlag tat weh.»
Im Schlussspurt gegen Sagan reicht dann seine Kraft nicht mehr: «Nach über 200 Kilometer, an der Spitze war meine Explosivität weg. Ich versuchte alles, aber es hat einfach nicht gereicht.» Von Enttäuschung will Dillier aber nichts wissen. «Ich habe den zweiten Platz gewonnen, nicht den ersten verloren.»
Folgt der nächste Coup bereits am Sonntag?
Nun liegt der Fokus voll auf dem Sonntag, wo er in Holland beim nächsten Eintages-Klassiker an den Start geht. Die Ausgangslage habe sich durch sein Resultat bei Paris-Roubaix schon etwas verändert: «Ich konnte viel Selbstvertrauen tanken und hoffe, nun auf etwas mehr Unterstützung vom Team zählen zu können.» Bisher habe er die «Carte Blanche» gehabt, sein Ding durchziehen können – der Rest des Teams stehe aber im Dienst von Oliver Naesen (27), dem Leader des Ag2r-Teams, für das der Aargauer seit letztem November fährt.
In der Mannschaft herrscht indes nach dem Podestplatz von Dillier eine ausgezeichnete Stimmung. Dank dem Schweizer kann endlich eine über ein Jahr andauernde Wette eingelöst werden. So lange ist es her, seit sich Gediminas Bogdanas (32) rasiert hat – erst nach einem Podestplatz des Teams liess er wieder einen Rasierer an sein Gesicht. «Wir feierten nach dem Rennen mit Champagner und Bier», so Dillier. Danach musste die Mähne des Litauers dran glauben.