Fabian Cancellara (34) hat für das heutige WorldTour-Rennen E3 Harelbeke nur ein Ziel. «Ich will mir so richtig weh tun. Dann schauen wir, was nach 215 Kilometern rauskommt.» Marcel Aregger (24) wird ihn in der Genfer Uni-Klinik am TV verfolgen. «Hoffentlich ohne starke Schmerzen.»
Der IAM-Profi ist bei Quer durch Flandern schwer gestürzt (gestern im BLICK). «Vom Sturz weiss ich gar nichts. Ich bin in der Ambulanz erwacht, sah als Erstes ein Tuch voller Blut.» Teamkollege Jérôme Pineau (Fr) prallt in einen dänischen Fahrer, der nach einem Reifendefekt mitten auf der Strasse steht. Mehrere Profis stürzen.
Fast zwei Minuten ist Marcel Aregger ohne Bewusstsein. «Als er da vor mir auf dem Asphalt lag, hatte ich Angst. Ganz grosse Angst», erzählt sein Sportlicher Leiter Eddy Seigneur. Dem Franzosen schiessen die Bilder von Fabio Casartelli durch den Kopf. Der Italiener starb 1995 an Tour de France nach einem Sturz am Col de Portetd’Aspet auf dem Asphalt. «Marcels Gesicht war voller Blut», so Seigneur. «Ich kontrollierte sofort, ob er aus den Ohren blutet. Das war zum Glück nicht der Fall.»
Vorbildlich verhält sich der deutsche Rüdiger Selig. Er kraxelt aus dem Strassengraben und bleibt bei Aregger. Erst legt er seine Hand auf den Rücken des Schweizers, dann nimmt er dessen Hand. Abends fragt der Katusha-Profi persönlich bei Aregger nach. Der Zuger wurde gestern Nacht in Genf am Schlüsselbein operiert.
Aregger ist seinem Helfer unendlich dankbar. Er twittert: «Ich habe alles vergessen, was passiert ist. Aber ich werde niemals vergessen, was Rüdiger Selig für mich getan hat. Danke! #Idol!» Selig antwortet: «Ich hoffe, Du bist bald gesund!»
Auch Cancellara ist beeindruckt. : «Wir fahren, um zu siegen. Aber die Hilfe von Selig für Aregger ist mehr als ein Sieg. Wahrer Sportsgeist!»