Downhiller sind die verrücktesten Mountainbiker. Mit 70 km/h und mehr donnern sie über Stock und Stein, riskieren dabei Kopf und Kragen. Für Cross-Country-Star Jolanda Neff (26) ist das nichts. Oder etwa doch?
Seit knapp einem Jahr ist sie mit Luca Shaw zusammen – und kommt immer mehr auf den Geschmack. «Ich war früher nie mit Downhillern unterwegs. Aber es ist extrem interessant. Dank Luca habe ich meinen Fahrstil verbessert.»
Genau definieren kann die dreifache Gesamtweltcup-Siegerin (2014, 2015, 2018) das Ganze nicht. «Es ist einfach komplett anders, wenn man hinter einem Downhiller die Hänge runterfährt. Luca ist dann 20 km/h schneller, als ich es früher war. Klar, dass ich alles gebe, um ihm zu folgen», sagt sie schmunzelnd. Man spürt Neffs Freude, während sie erzählt.
Auch als sie über ein «geheimes» Downhill-Rennen in Windrock (USA) spricht. Geheim deshalb, weil ihr neues Team Trek nichts davon wusste. «Nicht einmal ich dachte, dass ich dort starten würde. Schliesslich habe ich noch nie Downhill gemacht», verteidigt sich Neff. Sie habe weder das Bike noch die obligatorischen Schoner dabeigehabt, «aber ein Kollege von Luca hat mir alles geliehen».
Dank Training mit Luca fühlt sich Jolanda unheimlich wohl
Die Knieschoner seien viel zu gross gewesen («Sie rutschten mir zu den Fussgelenken runter»). Trotzdem gewann sie. «Als blutige Anfängerin», wie Neff betont. Und was meinte Trek, als es von dem risikoreichen Ausflug erfuhr? Neff schmunzelnd: «Sie meinten schon, dass es nicht ideal sei. Zumal sich eine Fahrerin tags zuvor die Schulter und eine andere die Hand gebrochen hatte.» Trotzdem gewann Neff das Rennen – auch zu ihrer eigenen Überraschung.
Neff, die Downhillerin? «Nein, ich bleibe beim Cross-Country», beruhigt sie. Kein Wunder: Die St. Gallerin aus Thal hat noch eine Rechnung offen. Sie möchte Ende August in Mont Sainte-Anne (Ka) Weltmeisterin werden. «Da hats ein Trikot, das ich zurückgewinnen möchte.» Sie meint das Regenbogen-Leibchen, das sie 2017 eroberte, letztes Jahr dann in Lenzerheide GR als Vierte abgeben musste.
Doch das Rennen ist abgehakt. Neff sprüht vor Optimismus – trotz Schlüsselbein-OP im Februar. Der Saison-Start in Albthal (De) ist ihr mit Platz 2 im Short-Track-Rennen am Freitag gelungen.
Wie sich Jolanda Neff beim Weltcup-Auftakt am Sonntag geschlagen hat lesen Sie hier!