Antoine Demoitié (†25) stirbt nach Unfall bei Gent-Wevelgem
Trauer und Wut

Der tödliche Unfall des Belgiers Antoine Demoitié entfacht wieder einmal die Diskussion um Sicherheit im Radsport.
Publiziert: 28.03.2016 um 21:49 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:00 Uhr
Stefan Meier und Oliver Görz

Es ist die heilige Woche im belgischen Radsport. Die Zeit zwischen den Klassikern Gent-Wevelgem und Flandern-Rundfahrt. Doch seit gestern überwiegt die Trauer. Der tödliche Unfall von Antoine Demoitié hat die Radsport-Szene – nicht nur in Belgien – im Mark erschüttert.

Nur wenige Stunden nachdem der Belgier vom Team Wanty-Gobert nach einer Kollision mit einem Begleit-Töff am Sonntag bei Gent-Wevelgem ins Spital von Lille eingeliefert worden ist, erliegt er seinen schweren Verletz­ungen. Besonders tragisch:

Demoitié bestritt erst sein zweites World-Tour-Rennen. Am Karfreitag hatte er in Harelbeke sein Debüt gegeben.

Erst vor kurzem hat Demoitié geheiratet

«Er war so stolz auf sich», erzählt Teamsprecher Jose Been. «Antoine war eine Person mit einem permanenten Lächeln und einfach glücklich, Radfahrer zu sein.» Sein Glück schien gerade perfekt – hatte er doch erst vor kurzem geheiratet.

Dass er so jäh aus dem Leben gerissen wurde, ist laut Augenzeugen ein Unglück, an dem niemand die Schuld trägt. «Er stürzte mit mehreren anderen Fahrern. Ein offizieller Motorradfahrer, der gerade hinter ihnen fuhr, versuchte auszuweichen, kam mit seinem Töff aber zu Fall und landete auf Demoitié», wird der Journalist Sebastian Carpenter zitiert. Demoitiés Team bestätigt diese Version: «Der Fahrer ist sehr betroffen von dem, was passiert ist. So wie wir alle. Er versuchte zu bremsen und fiel auf Antoine.»

Und doch mischt sich in die Trauer auch Wut. Viele Fahrer prangern mangelnde Sicherheit im Profiradsport an. «Es gibt Protokolle für die Räder, fürs Wetter, fürs Doping. Aber wie viele Unfälle müssen passieren, bis etwas für die Sicherheit der Fahrer getan wird», twittert etwa der holländische Profi Bas Tietema. Und auch der spanische Superstar und Ex-Tour-de-France-Sieger Alberto Contador fordert Konsequenzen.

«Wir brauchen eine Kontrolle der Motorräder bei den Rennen!»

In den letzten 12 Monaten hatten sich die Unfälle mit Beteiligung von Töffs und Begleitfahrzeugen gehäuft. Erst im Februar war der Belgier Stig Broeckx bei Kuurne-Brüssel-Kuurne von einem Motorrad umgefahren, erlitt einen Schlüsselbeinbruch. Glimpflicher davon kamen Peter Sagan bei der letztjährigen Vuelta und Greg van Avermaet bei der Clasica San Sebastian als Opfer ähnlicher Vorfälle. Jakob Fuglsang traf es an der letztjährigen Tour de France. Und Jesse Sergent wurde bei der Flandern-Rundfahrt vor einem Jahr von einem Auto erfasst. Alle hatten Glück im Unglück.

Der italienische Ex-Weltmeister Gianni Bugno, Präsident der Fahrervereinigung CPA, sprach von «grossem Frust». Man habe zuletzt immer wieder auf die Dringlichkeit des Themas hingewiesen. Kritisiert wird in erster Linie die nicht immer ausreichende Qualifikation der Motorradfahrer.

Ob Demoitiés Tod ein Umdenken bewirkt, muss sich erst zeigen. Eines ist aber schon klar: Mit Demoitiés Organen konnte drei Menschen das Leben gerettet werden.

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Daan Myngheer (22): Radprofi im Koma

Nach einem Herzstillstand liegt Daan Myngheer im Krankenhaus von Ajaccio auf Korsika und befindet sich in einem sehr ernsten Zustand. Der 22-jährige Belgier liegt im Koma. Im Spital wachen die Eltern an seiner Seite.

Myngheer bestritt am Samstag den Auftakt des Critérium International auf Korsika. Rund 25 km vor dem Ziel klagt er über Unwohlsein und muss sich zurückfallen lassen, wie seine Kollegen des französischen Zweitliga-Teams Roubaix ML berichten.

Als Myngheer stoppt, bricht er zusammen – Herzstillstand! Der Jungprofi muss reanimiert und ins Krankenhaus gebracht werden.

«Wir sind sehr beunruhigt», zitiert die «L'Équipe» am Sonntag Myngheers Teammanager Daniel Verbrackel. Mittler­weile untersucht die Staats­anwaltschaft den Fall. Die Teamfahrzeuge und Hotelzimmer wurden von der Polizei durchsucht. Stefan Meier

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