Angepöbelt, bespuckt, geschlagen
Die Leiden der Sky-Stars an der Tour de France

Beendet ein irrer Zuschauer die Ära Chris Froome? Genau das passierte 1975 dem grossen Eddy Merckx.
Publiziert: 21.07.2018 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:45 Uhr
Tour-Zuschauer schubst Chris Froome
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Skandal beim Aufstieg zur Alpe d'Huez:Tour-Zuschauer schubst Chris Froome
Mathias Germann

Chris Froome (33) schweigt nach der Zieleinfahrt auf Alpe d’Huez. Er ahnt wohl, dass ein Interview die Situation nur verschärfen würde. Schliesslich ist er für viele ein Doper, den man längst hätte sperren müssen. Und sein schwerreiches und dominantes Team Sky der Inbegriff des Bösen.

Froomes Teamkollege Geraint Thomas (32) da­gegen spricht. Er könne damit leben, wenn sie ausgebuht würden, «aber habt ein bisschen Anstand und bespuckt und berührt uns nicht». Genau das widerfährt Froome. Ein Zuschauer greift ihn im Aufstieg an, schlägt ihm mit der Hand an die rechte Schulter. Während der vierfache Tour-Sieger unverletzt bleibt, wird der Mann von der Gendarmerie gestellt. Was aber, falls es nicht bei einem Klaps bliebe?

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Bei der Teamvorstellung:Froome wird vor Tour-Start von Zuschauermenge ausgebuht

So wie bei Eddy Merckx im Jahr 1975 am Puy de Dôme. Hunderte französische Kehlen schleudern ihm an den Kopf: «Salaud de Merde!» Dreckskerl! Der Hass-Cocktail mischt sich aus drei Teilen zusammen: Merckx ist Belgier, enorm erfolgreich und zuweilen arrogant.

«Wir hatten zum ersten Mal Hooligans an der Tour», sagt Eddy Merckx zur Ausgabe von 1975.
Foto: Imago

Zu viel für einen Zuschauer. Er knallt Merckx, den sie wegen seiner Unersättlichkeit «Kannibale» rufen, mitten im Aufstieg die Faust in den Magen. Merckx pedalt mit Schmerzen weiter. Im Ziel erbricht er zuerst, fährt dann zurück und stellt seinen Angreifer. «Ich habe ihn nicht berührt», wehrt sich der ältere Mann mit Schnauz und Glatze. Ein Video entlarvt ihn als Lügner, mehr als eine Bewährungsstrafe gibts trotzdem nicht.

Auch mental angeschlagen

Die Folgen für Merckx sind verheerend. Er ist physisch und mental angeschlagen und verpasst den Rekord von sechs Tour-Siegen. «Zum ersten Mal hatten wir Hooligans an der Tour», erinnert sich der heute 73-Jährige. Auch Froome würde gerne auf sie verzichten.

 

 

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