An der Schweizer Meisterschaft in Oberwangen TG
Morabito sagt Adieu

Vor einem Jahr erfüllte sich Steve Morabito (36) einen grossen Traum. Er wurde Schweizer Meister. Jetzt trägt er das Trikot zum (vielleicht) letzten Mal.
Publiziert: 29.06.2019 um 18:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2019 um 11:45 Uhr
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Vor einem Jahr holt Steve Morabito den Schweizer Meistertitel.
Foto: Keystone
Mathias Germann

Nein, so hatte sich Steve Morabito seinen Abschied aus dem Rad-Zirkus nicht vorgestellt. Anfang Jahr stürzte er bei der Tour Down Under. Er kugelte sich die Schulter aus. Zwar renkte er sie sich gleich selbst am Strassenrand wieder ein – schmerzhaft war der Vorfall trotzdem. Im März zog sich der Walliser dann einen Bruch des Schambeins zu. Und postete das Unfallprotokoll mit dem Auto – der Fahrer hatte ihn übersehen – gleich auf Facebook. Natürlich ohne Namen. «Es ging mir nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen. Vielmehr möchte ich die Autofahrer sensibilisieren, auch auf die Radfahrer zu achten. Umgekehrt gilt das natürlich auch.» Danach verpasste Morabito die für ihn als Walliser so wichtige Tour de Romandie – ein Frust.

Es scheint, als habe Morabito das Trikot des Schweizer Strassenmeisters kein Glück gebracht. Dabei hatte er so lange gehofft, diesen Titel endlich einmal zu gewinnen – prompt klappte es im letzten Sommer in Schneisingen AG. Jetzt dürfte er es zum allerletzten Mal tragen – wenn auch nur im Geiste. Denn: An den Schweizer Meisterschaften wird das Meistertrikot nicht verwendet. In Oberwangen TG steht erneut die Schweizer Meisterschaft auf dem Programm. Zu den Favoriten zählt der 36-Jährige nicht. Oder vielleicht doch? Mit Stefan Küng (25) und Kilian Frankiny (25) hat er bei Groupama-FDJ immerhin zwei Teamkollegen, die wie er selbst die Tour de Suisse in den Knochen haben und die nötige Rennhärte für die 163 Kilometer mitbringen. Kommt dazu, dass Küng sogar im OK des Rennens sitzt – sein Veloclub Fischingen organisiert das Rennen. Vielleicht hat der frisch gebackene, dreifache Schweizer Zeitfahrmeister, ja den einen oder anderen Geheimtipp zur Strecke parat.

«Werde Stress nicht vermissen»

Wer nun aber meint, dass die sieglose, von Zwischenfällen geprägt Saison Morabito frustriert, täuscht sich. Kurz nach der letzten Etappe der Tour de Suisse sagt er in einer Journalistenrunde: «Es war ein Traum, meinen Sport während 14 Jahren auf Profi-Niveau absolvieren zu dürfen. Aber den Stress, die Risiken, die Nervosität im Feld und der fehlende Respekt einiger junger Fahrer – nein, das werde ich nicht vermissen.» 

Noch ist Morabito nicht zurückgetreten. Die Gedanken an sein späteres Leben begleiten ihn. Der zweifache Vater – im April kam Söhnchen Eliott zur Welt – freut sich jedoch schon darauf. «Ich verspüre keinerlei Nostalgie. Denn ich wusste ja, dass es meine letzte Saison wird.» Und wer weiss: Vielleicht sieht man Morabito ja doch nicht ein letztes Mal im Schweizer Meistertrikot.

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