Am Tag nach der Todesnacht von Nizza
Die Tour de France im Schatten des Terrors

Die Etappe gestern hinauf Richtung Mont Ventoux war chaotisch-spektakulär. Doch das Terror-Drama am Abend in Nizza hat alles relativiert.
Publiziert: 15.07.2016 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 21:48 Uhr
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Chris Froome, Bauke Mollema und Richie Porte stürzen am Mont Ventoux wegen eines Töffs.
Foto: imago/Panoramic International
Patrick Mäder und Hans-Peter Hildbrand

Man dachte, es würde lange über diese Etappe diskutiert werden. Über den Sturz des Leaders Chris Froome, über die fanatischen Fans und die fehlenden Abschrankungen, über die willkürliche Zeitkorrektur des Verbandes, die Froome das Gelbe Trikot sicherte.

Wenige Stunden danach war alles anders. Die vielen Toten des Terrors in Nizza machen klar, wie relativ im Vergleich so eine Etappe ist. Der Holländer Bauke Mollema, ebenfalls in den Sturz mit Froome am Mont Ventoux verwickelt, twitterte um 01:16 Uhr: «Ich kann nicht schlafen und muss jetzt lesen, was viel wichtiger ist als die Tour. Meine Gedanken sind bei den Menschen in Nizza. Verrückte Welt!»

Auch Froome twitterte sein Mitgefühl, wie viele andere Sportstars. Ganz schwierig, heute beim Zeitfahren wieder unbeschwert in den Sattel zu steigen. Mit Schweigeminuten vor und nach dem Zeitfahren wird den Opfern gedacht.

Zudem wird die Stimmung gedämpft, die Werbekarawane fährt ohne Ton. Man verzichtet auf das gebräuchliche Taritara rund um das sportliche Geschehen.

Die Menschen sind trotzdem wieder in Scharen gekommen. Ein Abbruch der Tour steht nicht zur Debatte. Dieser Sportanlass ist ein nationales Heiligtum. Würde die Tour eines Tages still stehen, dann wäre Frankreich am Ende. So weit ist es heute nicht.

«Die Tour wird würdigerweise weitergeführt. Wir werden uns nicht jenen Leuten beugen, die unseren Lebensstil ändern wollen», sagt Tour-Direktor Christian Prudhomme. Dieser Entscheid sei zusammen mit den politisch Verantwortlichen in Paris getroffen worden.

Jedoch wird das Sicherheitskonzept nochmals überprüft und eventuell angepasst. Aber Fakt ist: Es sind bereits 23000 Polizisten, Antiterror-Spezialkräfte und private Sicherheitsleute im Einsatz. Das gebeutelte Frankreich tut, was möglich ist. Am Montag kommt der Tross nach Bern.

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