Ab Mittwoch schwitzen die Profis zuhause
Das müssen Sie zur virtuellen Tour de Suisse wissen

Nie war vor einem Radrennen so viel unklar wie vor «The Digital Swiss 5». Das liegt in der Natur der (neuen) Sache. Doch keine Bange: SonntagsBlick klärt die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 21.04.2020 um 20:36 Uhr
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Etwas ganz Neues: Michael Albasini und Co. werden bei «The Digital Swiss 5» in der Stube oder im Keller fahren statt auf der Strasse.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann

Was ist «The Digital Swiss 5»?
Einfach gesagt: Die erste digitale Rennserie weltweit, bei dem die besten Pro-Teams mitmachen. Bislang gab es zwar schon andere virtuelle Rennen (u.a. mit der Plattform ZWIFT), doch so gross wie die «kleine Tour de Suisse» war keines. Die Zahl 5 im Titel rührt daher, dass es total 5 Rennen sind (vom 22. bis 26. April).

Wie funktioniert das Ganze?
Die Fahrer sind durch smarte Rollentrainer miteinander verbunden. Diese geben je nach Topografie der Strecke mehr oder weniger Widerstand auf die Pedale. Die installierte App «Rouvy AR» sorgt dafür, dass sich die Fahrer als Avatar virtuell und in Echtzeit auf einem Bildschirm sehen. Gleiches gilt für die Zuschauer zuhause – sie sehen immer auch, wer gerade wo ist und wie schnell er fährt.

Wie realistisch sind die Strecken?
Die Strecken wurden mittels Kameramotorrad aufgezeichnet. Deshalb fühlt sich der Betrachter sehr realitätsnah. Bäume, Berge, Häuser – alles ist zu sehen.

Was bietet SRF?
Alle Rennen werden von Mittwoch bis Sonntag ab 17:00 Uhr live und mit Kommentar übertragen. Ein Fahrer ist dabei im Studio, 16 weitere können mittels Webcam von zuhause zugeschaltet werden. Ob sie noch die Kraft haben werden, um zu reden?

Und was macht Blick?
Wir werden täglich über die Rennen berichten, Infos und Hintergründe liefern. Rennberichte, Reportagen, Videos – alles ist dabei.

Wie lange sind die Rennen?
Mindestens 26,6 Kilometer (Rennen 1, Moudon-Leukerbad) und maximal 46 Kilometer (Rennen 2, Frauenfeld-Frauenfeld). Die Profis sollten dabei ca. 1 Stunde unterwegs sein.

Welches ist das schwerste Rennen?
Das dritte am Freitag mit dem Nufenenpass. Von Agarn VS geht es hoch bis auf 2478 Meter über Meer. Dabei sind 1512 Höhenmeter zu absolvieren. Auch der Schlusstag am Sonntag über den Lukmanierpass (36 Kilometer, 950 Höhenmeter) hat es in sich.

Wie viele Teams treten an?
19, aufgesplittet in 16 World-Tour-Mannschaften, 3 Wild-Card-Teams und der Schweizer Nationalmannschaft. Insgesamt mehr als 200 Fahrer – pro Tag und Team sind immer drei Fahrer im Einsatz.

Wer sind die grössten Stars?
Remco Evenepoel (20, Be) ist das Supertalent. Auch der aktuelle Weltmeister Mads Pedersen (24, Dä) ist dabei, dazu der dreifache Grand-Tour-Sieger Vicenzo Nibali (35, It) und Stundenweltrekordhalter Victor Campanaerts (28, Be). Weitere Top-Shots: Julian Alaphilippe (27, Fr), Primoz Roglic (30, Slo) und Max Schachmann (26, De).

Was ist mit den Schweizer?
Stefan Küng (26) ist der prominenteste von allen. Der Thurgauer holte bei der WM 2019 im Strassenrennen Bronze. Doch auch sonst liest sich das helvetische Feld gut: Silvan Dillier (29), Mathias Frank (33), Michael Alabasini (39), Kilian Frankiny (26), Fabian Lienhard (26), Stefan Bisseger (22) und Sébastien Reichenbach (30). Auch die Schweizer Nationalmannschaft macht mit. Speziell: Mit Nino Schurter (33) startet dabei auch ein Mountainbike-Spezialist. Schurter ist achtfacher Weltmeister und amtierender Olympiasieger.

Dürfen auch Hobby-Fahrer mitmachen?
Im Profi-Rennen nicht. Aber täglich ab 19:00 Uhr gibt es für alle Amateure ein Fan Race auf der gleichen Plattform. Voraussetzung dafür ist ein smarter Rollentrainer, Internet und eine Anmeldung auf der App «Rouvy AR». Dort gibt es alle Infos zur Installation.

Wie hoch ist die sportliche Relevanz?
«Es geht um Ruhm und Ehre», sagt Tour-Direktor Olivier Senn. Heisst: Es gibt weder UCI-Punkte noch Preisgelder. Dennoch versuchten sich viel mehr Fahrer anzumelden, als Plätze vorhanden waren. Die Athleten sind heiss, endlich wieder gegeneinander in die Pedalen zu treten.

Kann man mogeln?
Theoretisch schon. Und eine Kontrolle ist, weil alle zuhause fahren, nicht möglich. Wichtig ist, dass das Gewicht des Fahrers korrekt angegeben wird – denn daraus ergibt sich auch der Widerstand auf der Rolle. Vertraglich sind die Teams verpflichtet, die korrekten Zahlen anzugeben. Eine absolute Sicherheit gibt es aber nicht.

Warum wird kein Gesamtsieger gekürt?
Weil es einzelne Rennen und kein Etappenrennen ist

Wird es im Juni auch noch eine virtuelle Tour de Suisse geben?
Das ist offen. Zuerst wollen die Organisatoren «The Digital Swiss 5» auswerten.

Wer wird die Rennen gewinnen?
Eine Prognose ist unmöglich. Sicher ist: Das technische Element fällt im Vergleich zu einem Rennen auf der Strasse weg (man muss nicht lenken oder bremsen) und die Taktik spielt eine untergeordnete Rolle. Damit ähneln die Rennen eher einem Einzelzeitfahren.

Endlich wieder Live-Sport!

Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, «The Digital Swiss 5» ist kein normales Radrennen. Es ist auch kein Ersatz für ein richtiges Radrennen. Dennoch: Nach wochenlanger Quarantäne bietet es endlich wieder Live-Sport. Und zwar nicht irgendwo in den hintersten Winkeln des Internets versteckt, sondern täglich ab 17 Uhr auf SRF 2 und live kommentiert. Wunderbar.

Im Gegensatz zu den florierenden FIFA-20-Turnieren, bei denen sich auch Fussballprofis mittels Gamepads duellieren (Ist das wirklich Sport?), werden Rad-Asse wie Alaphilippe, Küng und Evenepoel physisch gefordert. Einen Ersatz für die heroischen Kämpfe auf der Strasse ist das nicht, aber eine willkommene Abwechslung allemal. Und ich bin überzeugt: Sobald der Startschuss erfolgt, wird auch der letzte, technik-skeptische Fahrer vom Ehrgeiz gepackt werden.

Wie das rüberkommen wird? Keine Ahnung. Sicher ist: Die Nörgler stehen schon jetzt Gewehr bei Fuss. Wehe, wenn etwas nicht reibungslos klappt! Dabei ist schon jetzt klar, dass es so kommt. Mehr als 200 Fahrer, jeder irgendwo auf dieser Welt in seinem Folterkeller auf einem Rennrad sitzend – da geht die eine oder andere Internetverbindung zwangsläufig flöten.

Egal. Denn: Die Organisatoren stilisieren den Event nicht zum sportlichen Highlight hoch. Das ist wohltuend. «The Digital Swiss 5» ist ein Experiment – nicht mehr und nicht weniger. Lassen wir uns darauf ein!

Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, «The Digital Swiss 5» ist kein normales Radrennen. Es ist auch kein Ersatz für ein richtiges Radrennen. Dennoch: Nach wochenlanger Quarantäne bietet es endlich wieder Live-Sport. Und zwar nicht irgendwo in den hintersten Winkeln des Internets versteckt, sondern täglich ab 17 Uhr auf SRF 2 und live kommentiert. Wunderbar.

Im Gegensatz zu den florierenden FIFA-20-Turnieren, bei denen sich auch Fussballprofis mittels Gamepads duellieren (Ist das wirklich Sport?), werden Rad-Asse wie Alaphilippe, Küng und Evenepoel physisch gefordert. Einen Ersatz für die heroischen Kämpfe auf der Strasse ist das nicht, aber eine willkommene Abwechslung allemal. Und ich bin überzeugt: Sobald der Startschuss erfolgt, wird auch der letzte, technik-skeptische Fahrer vom Ehrgeiz gepackt werden.

Wie das rüberkommen wird? Keine Ahnung. Sicher ist: Die Nörgler stehen schon jetzt Gewehr bei Fuss. Wehe, wenn etwas nicht reibungslos klappt! Dabei ist schon jetzt klar, dass es so kommt. Mehr als 200 Fahrer, jeder irgendwo auf dieser Welt in seinem Folterkeller auf einem Rennrad sitzend – da geht die eine oder andere Internetverbindung zwangsläufig flöten.

Egal. Denn: Die Organisatoren stilisieren den Event nicht zum sportlichen Highlight hoch. Das ist wohltuend. «The Digital Swiss 5» ist ein Experiment – nicht mehr und nicht weniger. Lassen wir uns darauf ein!

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