5 Sekunden fehlen Küng zum Gelben Trikot
«Ich bin total enttäuscht»

Stefan Küng ist enttäuscht. Wieder wird er Zweiter. Zum dritten Mal in Serie in einem Zeitfahren. Statt in Gelb fährt er jetzt in Weiss als bester Jungprofi.
Publiziert: 02.07.2017 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 16:38 Uhr
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Stefan Küng muss sich in der ersten Etappe der Tour de France mit dem zweiten Platz begnügen.
Foto: freshfocus
Hans-Peter Hildbrand aus Düsseldorf

Es sollte nicht sein. Stefan Küng (23) träumte vom gleichen Kunststück, das Fabian Cancellara (36) gelungen ist. Am 3. Juli 2004 steht der damals 23-jährige Berner zum ersten Mal am Start einer Tour de France – und gewinnt gleich den Prolog in Lüttich, vor dem damaligen Dominator Lance Armstrong. Schon gewonnen hat Cancellara die Prologe der Tour de Romandie und der Tour de Suisse.

Auch das Talent von Stefan Küng ist unbestritten und offensichtlich. Nur hat er es noch nicht ausgespielt. «Ich war heute nahe dran», sagt er nach der Siegerehrung. Im weissen Trikot des besten Jungprofi, die BMC-Kappe auf Durst, gibt er sich gewohnt offen: «Ich war bereit. Ich kam nach Düsseldorf, um zu gewinnen. Leider hat es nicht gereicht.»

Ein heikles Spektakel

Das Zeitfahren über 14 km bei ständigem Regen gewinnt der Waliser Geraint Thomas. Er ist fünf Sekunden schneller als Stefan Küng. Auch geschlagen wird Weltmeister Tony Martin (23) – Platz 4 mit 8 Sekunden Rückstand für den Deutschen. «Die Enttäuschung ist unendlich gross. Ich hatte die klare Zielstellung zu gewinnen. Es ist sehr schade für mich, ich habe gesagt, dass es eine einmalige Chance ist, in Deutschland in Gelb zu fahren.»

Bei der Zwischenzeit ist Stefan Küng noch eine Sekunde langsamer als Tony Martin mit seiner Bestzeit. «Aber 3000 Meter vor der Ziel war ich gleichauf. Und glauben sie mir, ich habe ein starkes Finish hingelegt. Aber Geraint Thomas muss wirklich geflogen sein.»

Das Rennen auf den regennassen Strassen ist für die 198 Profis ein heikles Spektakel. Ein Poker zwischen Risiko und Vorsicht. «Doch die Verhältnisse waren für alle gleich», erklärt Küng. «Aber ich bin nicht volles Risiko gefahren. Ich wollte nicht schon in Düsseldorf meine erste Tour beenden.»

«Irgendwann stehe ich ganz oben»

Das weisse Trikot des besten Jungprofi ist für ihn direkt nach dem Rennen nur ein «Trostpflästerli». Nicht dass er sich darin nicht wohlfühlen würde, aber es ist halt nicht das Gelbe Leadertrikot. «Wenn die ganz grosse Enttäuschung dann mal vorbei ist, und ich wieder mal durchschnaufen kann, werde ich das ganze Rennen analysieren.»

Sicher, Stefan Küng ist ja noch jung. Aber irgendwann muss er endlich Nägel mit Köpfen machen. Zweimal Zweiter an den Zeitfahren der Tour de Suisse und jetzt Zweiter – das nagt. Er ist sich aber sicher: «Irgendwann stehe ich ganz oben und werde das Gelbe Trikot holen.» Wir werden ihn beim Wort nehmen.

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