Der drittletzte Tag der Leichtathletik-WM in Paris ist aus Schweizer Sicht ein äusserst erfolgreicher. Catherine Debrunner (T53) und Manuela Schär (T54) holen in ihrem letzten Auftritt in der französischen Hauptstadt Gold über 400 m. Debrunner, als Paralympics-Siegerin, WM-Titelverteidigerin und Weltrekordhalterin haushohe Favoritin über die Bahnrunde, konnte von ihrer Lieblingsbahn 4 aus gestartet von Beginn an ein hohes Tempo anschlagen.
Die Britin Samantha Kinghorn, die ihr über 100 m die Goldmedaille weggeschnappt hatte, konnte Debrunner um über zwei Sekunden distanzieren. In 50,16 gelang der 28-jährigen Thurgauerin ein Weltmeisterschafts-Rekord; ihren Weltrekord vom Mai in Arbon verpasste Debrunner um 31 Hundertstel.
«Das ist das schönste Ende, das ich mir hätte vorstellen können», sagte Debrunner, die mit ihren vier Goldmedaillen und der Silbermedaille die erfolgreichste Athletin dieser Weltmeisterschaft ist. Sie habe sich schon einiges vorgenommen, meinte Debrunner, gerade über ihre Lieblingsdistanz 400 m. «Aber von so einer WM habe ich nur träumen können.»
Schärs Jagd auf McFadden
Auch Manuela Schär vergoldete ihren persönlichen WM-Abschluss. In 52,22 liess sie die einstige Dominatorin Tatyana McFadden eine knappe Sekunde hinter sich. Im Vorlauf am Morgen war die 38-jährige Luzernerin noch fünf Hundertstel schneller gewesen und stellte eine Bestmarke für Weltmeisterschaften auf. Schär jagt jedoch schon seit einiger Zeit einer anderen Zeit hinterher, dem Weltrekord von 51,90, den McFadden 2015 in Arbon aufgestellt hat. «Ja, dieser Rekord steht schon lange auf meiner Bucketliste», sagte Schär. «Aber auf dieser Bahn ist wohl nicht mehr möglich.»
Nach ihrem Titel über 800 m und den Silbermedaillen über 5000 m und 1500 m reist die Innerschweizerin als vierfache Medaillengewinnerin ab, was nach zwischenzeitlichen Verletzungspausen mehr ist, als sie sich vorzunehmen gewagt hätte. Sie sagt: «Jetzt bin ich mit meinem Leistungsniveau wieder da, wo ich hin will.»
Sowohl Debrunner als auch Schär werden sich nach Weltklasse Zürich Ende August auf die Marathon-Distanz fokussieren. Bei den Rennen in Berlin, Chicago, New York und Okita gehören die Medaillensammlerinnen von Paris ebenfalls zu den Siegesanwärterinnen.
Kratters Zentimeterglück
Die Überraschung des Abends gelang aus Schweizer Sicht Elena Kratter. Die 27-jährige Schwyzerin hatte sich zwar als Bronzemedaillengewinnerin von Tokio im Weitsprung einen Podestplatz zum Ziel gesetzt. Es wurde aber nicht der erwartete 3. Rang. Kratter sprang gar auf Platz 2. Mit ihrem letzten Versuch auf 4,91 m überflügelte sie die Australierin Vanessa Low um einen Zentimeter.
Sie sei bei ihrem letzten Sprung volles Risiko gegangen, meinte Kratter. «Ich bin überglücklich, dass es sich ausbezahlt hat.» Damit sichert sie, welche die Marke von 5 Metern schon mehrmals übersprungen hat, der Schweiz einen weiteren Quotenplatz für die Paralympics 2024. (SDA)