Erst am vergangenen Montag hat Marcel Hug bei seinem Sieg in Boston mit einer fabulösen 1:18-Stunden-Zeit brilliert. Wegen des zu grossen Gefälles gilt sein Wert nicht als Weltrekord. Und als ob das nichts gewesen wäre – der 31-jährige gebürtige Thurgauer rast heute Vormittag mit seinem Rolli bereits wieder durch die Strassen Londons.
Und es ist ein verrücktes Rennen. Die Besten der Besten sind alle dabei. Bis zuletzt bleibt eine 14-köpfige Spitzengruppe zusammen. Für Hug gehts mit dem Sieg zum Schluss für einmal nicht ganz auf. Der Schweizer – aktuell wohl der kompletteste Rolli-Fahrer der Welt – zieht auf dem Schlusskilometer den Finish als erster an.
Hug setzt auf seine Grundschnelligkeit, die er auf der Bahn ja auch über 800 und 1500 m ausspielt. Doch der britische Sir, David Weir (37) – Nationalheld seit seinen vier Goldmedaillen bei den Paralympics 2012 in London – spart seine alles entscheidende Attacke auf die letzten 100 Meter auf.
Zentimeter um Zentimeter saugt er sich an Hug ran und schiebt sein Vorderrad hauchdünn vor Marcel über die Ziellinie – Foto-Finish! Auch Methusalem Heinz Frei fährt noch immer mit den Weltbesten mit. Der 59-Jährige rollt als Elfter lediglich 6 Sekunden hinter Weir (1:31:06) und Hug (1:31:07) ins Ziel.
Im Unterschied zu den Männern übt sich Manuela Schär (32) nicht bis auf den letzten Kilometer in Geduld. Wie Hug hat auch die Luzernerin am Montag bereits in Boston gewonnen. Jetzt, in London, schlägt sie nach der Hälfte zu. Zwischen Kilometer 20 und 25 hängt sie die Nummer 1 der USA, Amanda McCrory, ab und zelebriert ihre einsame Triumphfahrt bis ins Ziel. Am Schluss hat die Schweizerin mit 1:39:57 Stunden über viereinhalb Minuten Vorsprung.