Fast zwei Wochen sind Ehab und Kariem Hussein in China Seite an Seite. «Ich bin aber nicht primär als Vater dabei, sondern zu 98 Prozent als Osteopath im Schweizer WM-Team integriert», sagt Ehab.
Dennoch, ein bisschen näher als die «normalen Funktionäre» steht Ehab seinem Kariem halt doch. Sind Sie traurig, dass der Finaltraum vorbei ist? «Traurig bin ich nicht», sagt der Vater. «Klar ist Enttäuschung dabei. Aber vor allem bin ich stolz. Ich habe aus nächster Nähe erlebt, wie konsequent und minutiös Kariem als Sportler und als Mensch auch vor einer so grossen Aufgabe alles richtig macht. Hart ist das Ausscheiden vielleicht, weil es mit 5 Hundertsteln so knapp war. Aber wir haben das schon abgehakt. Haben zusammen gegessen, Kariem ist zur Physio gegangen und danach ins Bett.»
Dass die Schweizer Team-Führung nach dem Rennen Protest eingelegt hat, weil der Kenianer Nicholas Bett in der Schlusskurve mit einem Fuss auf der bahnbegrenzenden Linie stand, habe Kariem gar nicht interessiert. Vater Ehab sagt dennoch: «Die lange Zeit bis zum ablehnenden Jury-Entscheid zeigt doch, dass es kritisch war.»
Und dann schaut Ehab Hussein für seinen Sohn nach vorn: «Kariem hat immer gesagt, nicht die WM in Peking, sondern Olympia in Rio sei sein grosses Ziel. Und dafür ist Kariem auf gutem Weg. Diese WM-Erfahrung macht ihn sicher realistischer – bis jetzt war er ja immer noch irgendwie im Zürcher EM-Rausch. Für den Weg nach Rio bringt das Peking-Erlebnis Kariem einen grossen Schritt weiter.»
Ehab Hussein weiss, wovon er spricht. Bevor Kariems Vater vor 36 Jahren aus Kairo in die Schweiz kam, war der Mann Volleyball-Profi und in Ägyptens Nationalmannschaft.