Ottmar Hitzfeld über Gerd Müller:
«Er tut mir so leid»

Gerd Müller (69) ist an Alzheimer erkrankt. Sein einstiger Bayern-Weggefährte Ottmar Hitzfeld leidet mit dem «besten Stürmer aller Zeiten».
Publiziert: 08.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:32 Uhr
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Ottmar Hitzfeld.
Foto: Keystone
Von Andreas Böni

Vor einigen Monaten ging es nicht mehr. Gerd Müller (69), der «Bomber der Nation», musste ins Pflegeheim. Die Schock-Diagnose: Alzheimer! Wie Schalkes Manager-Legende Rudi Assauer (71) ist er schwer erkrankt.

«So etwas schockiert einen. Er tut mir so leid», sagt Ottmar Hitzfeld (66). Zu seiner Bayern-Zeit ist Müller bei den Amateuren beschäftigt. «Es tut weh, dass er seine grossartigen Verdienste nicht mehr geniessen kann. Denn bei dieser Krankheit lebst du wahrscheinlich ein wenig in deiner eigenen Welt. Ohne Gerd Müller wäre der FC Bayern nicht das, was er heute ist.»

Gerd Müller und Bayern. Sein erster Bayern-Trainer Zlatko Cajkovski tauft ihn liebevoll «kleines, dickes Müller». Noch niemand weiss damals 1964, dass dieser Mann in den nächsten 15 Jahren in 585 Spielen 533 Tore schiessen wird. Dass er alles gewinnen wird, was es auf der Welt zu gewinnen gibt.

«Er ist der beste Stürmer aller Zeiten», sagt Hitzfeld. «Auch wenn der Vergleich mit Lionel Messi – der beste zur heutigen Zeit – schwierig ist. Die Verteidiger waren früher viel brutaler. Ich erinnere mich, dass sich Gerd sich zwei Mal das Bein gebrochen hat. Einmal spielte er sogar die Partie zu Ende.»

Nach der Karriere – sie endet in den USA – hat Müller Mühe, in die Spur zu finden. Er eröffnet ein Steakhouse und ist dort oft an der Bar anzutreffen.

1991, zurück in Deutschland, werden seine Alkohol-Probleme öffentlich. Sein ehemaliger Mitspieler, Goalie Sepp Maier: «Als wir gemeinsam in der Uwe-Seeler-Traditionself gespielt haben, hat man den Alkohol schon gerochen, wenn er ankam. An der Kleidung, am Körper, überall. Als wir nach dem Spiel in die Kabine kamen, trank er schon fröhlich.» Maier erkennt die Krankheit, bringt ihn zu Uli Hoeness. Dieser überredet ihn zu einer Entziehungskur.

«Uli hat ihm geholfen und einen Job im Nachwuchs gegeben», sagt Hitzfeld. «Damit er finanziell abgesichert ist, damit er eine Aufgabe hat.» Hoeness zeigt im harten Fussball-Business Herz. Ob als Stürmer-Trainer oder Assistenz-Coach der zweiten Mannschaft – Müller hat immer einen Job bei Bayern.

Doch seit Februar ist er im Pflegeheim. Dr. Hans Förstl, sein Arzt, sagt: «Mit der grossartigen Unterstützung seiner Ehefrau und der vorbildlichen Loyalität des FC Bayern ist es über viele Jahre perfekt gelungen, Gerd Müller ins Vereinsleben zu integrieren. Trotz unübersehbarer Zeichen der Erkrankung wurde er mit Sympathie und grossem Respekt behandelt. Das war sehr wichtig, weil es jedem Menschen mit beginnender Alzheimer-Demenz zu wünschen ist, dass er sich so lange wie möglich im vertrauten Umfeld aufhalten kann.»

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