Hinter Steffi Buchli und Jann Billeter erstreckt sich mit dem Ipanema Beach von Rio de Janeiro einer der berühmtesten Strände der Welt. Als die beiden Sportmoderatoren von Schweizer Fernsehen SRF am Mittwoch im SRG-Studio für ihren Einsatz während der Olympischen Spiele proben, stürzen sich trotz dichter Wolken Unerschrockene in die Wellen; am Strand schlürfen Touristen Saft aus frisch aufgeschlagenen Kokosnüssen.
Die SRG teilt das helle, weitgehend aus Holz gebaute Olympia-Studio am Arpoador Rock mit dem österreichischen ORF. An die 40 Locations hat die SRG geprüft, bevor sie am östlichen Ende von Ipanema Beach fündig wurde. Vor der Kulisse, die je nach Lichteinfall unwirklich scheint wie eine Fototapete, werden Buchli und Billeter während der kommenden Wochen ihre Gäste interviewen: Gewinner und Verlierer, Trainer und Betreuer und viele andere.
Die SRG hat zwar 141 Mitarbeitende für alle Landessprachen vor Ort, fertiggestellt werden die Sendungen aber in der Schweiz: in Zürich, Genf und Lugano. Es gibt weder Regie noch Übertragungswagen in Rio. So soll sparsamer und effizienter produziert werden. «Unsere Anweisungen bekommen wir aus Zürich», sagt Jann Billeter. Das gibt laut Steffi Buchli deutlich mehr zu koordinieren: «Wir müssen den Kollegen beispielsweise die Distanzen erklären und beschreiben, was wir von hier aus überhaupt sehen und was nicht.»
«Hier geht alles drunter und drüber!», ruft Tontechniker Adi aus dem Raum hinter dem Studio. Am Freitag findet die Eröffnungsfeier der Spiele statt, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. So paradiesisch der Ort auch aussehen mag: Er stellt die Crew vor einige Herausforderungen.
Allem voran die Verbindungen seien ein Knackpunkt, sagt Sven Sarbach, der Verantwortliche für SRG-Grossprojekte. Insgesamt gibt es über 20 Bild- und Tonverbindungen zwischen Rio und Zürich. Aber auch Wind und Wellen haben ihre Tücken: Vor wenigen Tagen mussten wegen einer Sturmwarnung die Generatoren heruntergefahren werden.
Szenenwechsel. Sportreporter Bernhard Schär entweicht einer grauen Kabine. Er habe gerade einen Beitrag über Martina Hingis gemacht, sagt der landesweit bekannte Radiomann. Schär arbeitet gut 30 Kilometer und je nach Stau in Rios Strassen an die zwei Stunden Fahrzeit von Buchli und Billeter entfernt im International Broadcasting Center (IBC).
40 Arbeitsplätze hat die SRG hier. Auf den rund 520 Quadratmetern dominiert eine Farbe: Grau. Grauer Teppich, graue Kabinen, graue Wände. Grelles Kunstlicht fällt von der Decke, die Klimaanlage bläst kalte Luft durch die langen Gänge. Fenster gibt es keine, und wer die graue Zone in Richtung Aussenwelt verlassen will, geht zuerst einmal durch die endlosen IBC-Korridore: vorbei an grauen Sofas auf grauen Teppichen.
Der Ort mit Schnittplätzen, Kabinen und Radiostudio sei «das operative Herz», sagt Sarbach, der gemeinsam mit SRF-Sportchef Roland Mägerle die Arbeitsweise für das geplante 24-Stunden-Programm schildert. Noch sei der Ort ein Bienenhaus, jeder suche seinen Platz. Von hier aus werden in den kommenden Wochen teilweise auch die Wettkämpfe kommentiert.
Das Material, das hier und am Ipanema Beach zum Einsatz kommt, ist in drei Containern nach Brasilien verschifft und mit einem Sicherheitskonvoi an die Bestimmungsorte in Rio gefahren worden. 17 Millionen Franken kosten die Spiele die SRG insgesamt. Kein Geld zahlt sie allerdings für die Miete des TV-Studios am Strand: Weil Rio nachhaltige Spiele anstrebe, sei keine Platzmiete verlangt worden, heisst es. Stattdessen habe sich die SRG an einem Projekt beteiligt: Baufällige Hütten von Fischern seien erneuert worden.
SRF zwei sendet an den 17 Wettkampftagen neben den Live-Berichterstattungen diverse Studiosendungen, Teilaufzeichnungen, Wiederholungen und Zusammenfassungen. Den Auftakt macht am Freitag Daniela Milanese mit einem 100-minütigen «rio countdown», in dem sie auf 20 Jahre Olympische Spiele zurückblickt und fünf Medaillengewinner porträtiert.
Dann übernehmen - zumindest am Bildschirm - Steffi Buchli und Jann Billeter am Ipanema Beach.