Damit haken wir das leidige Thema der Russen ab. Sie bleiben nach 264 von 306 Entscheidungen also vielleicht auf ihren 48 Medaillen (13/16/19) sitzen. Diese gehören eigentlich dem IOC, das diese Nation nach dem aufgedeckten Staats-Doping für Rio 2016 sperrte. Um dann später die Verantwortung auf die verschiedenen Fachverbände abzuschieben. Wenigstens der grosse internationale Leichtathletik-Verband bestätigte unter anderem die Sperre.
ZDF-Zweifel am 9. Bolt-Gold
Doch dort gibt es ja trotzdem einen grossen Doping-Wirbel. Beim 4 mal 100-Meter-Sieg von Jamaika 2008 in Peking soll bei Carter etwas faul gewesen sein. Dann müsste ja auch Usain Bolt sein damaliges Gold zurückgeben! Und das um 03.41 Uhr geschaffte Triple Triple des Leichtathletik-Gottes nach dem Sieg in der 100-Meter-Staffel (vor Japan, USA disqualifiziert!) wäre Geschichte. ZDF-Mann Peter Leissl: «Da müssen wir also abwarten, bis wir die 9. Goldmedaille von Bolt wirklich feiern können!»
Der Handball-Krimi
Der TV-Nachtvogel erlebt in seinem letzten Rio-Einsatz ab 21.50 Uhr beim ZDF gleich ein Herzschlagspiel um den Finaleinzug bei den Handballern. Frankreich, das schon mit sieben Toren führt, gelingt drei Sekunden vor Schluss das 29:28. Dem leider viel zu einseitigen ZDF-Reporter ist die Enttäuschung anzuhören: «Bitter, bitter, bitter. Wenn sich diese Übermacht der letzten zehn Jahre aber so freut, dann hat das einen Grund – das starke Team von Deutschland!»
Pfiffe gegen Deutschland
Ab 22.30 Uhr liessen wir uns die fast unerträgliche Reportage von Claudia Neumann beim Damen-Final im Fussball über uns ergehen. Das dauernde Pfeifkonzert der Fans gegen Deutschland kommentierte die ZDF-Frau so: «Jetzt erleben wir ein mittelprächtiges Pfeifkonzert. Wir verstehen nicht warum. Dafür sollte auf den Rängen Begeisterung herrschen.» Nun, heute spielen die Deutschen Herren im gleichen Stadion gegen Brasilien um Gold. Das 1:7 an der WM 2014 ist nicht vergessen..
Das Herz in der Hose…
Die deutschen Damen führen nach der Pause verdient 1:0. Dann fällt in der 64. Minute das 2:0 – und kurz darauf das erste Tor der Schwedinnen. Neumann: «Zu früh gefallen, dieser Anschlusstreffer.» Als eine Schwedin in der 87. Minute den Ausgleich vergibt, sagt Neumann: «Was für ein Glück, dass sie den Ball nicht traf. Da ist ihr wohl das Herz in die Hosen gefallen!»
Nach Spielende versucht sich Claudia Neumann dann neben dem nordischen Tränenmeer noch als Frauen-Kennerin: «Es braucht noch einige Augenblicke bis die Schwedinnen realisieren, dass sie Olympia-Silber gewonnen haben!» Wo beginnt und endet die Überheblichkeit?
USA: Pleite und Sieg
In der Pause sehen wir gerade noch auf ORF das dramatische Finale im Volleyball-Halbfinal. Italien schlägt die USA 3:2. «Wieder eine Enttäuschung für die siegesgewohnten Amerikaner.» Das Desaster machen dann die NBA-Stars im Basketball wett und schlagen Spanien im Halbfinal 82:76. Erneut musste die «Air Amerika» den Turbo nicht zünden. Auch Serbien (87:61 gegen Australien) wird im Goldkampf kein echter Prüfstein sein, wenn die US-Millionäre endlich einmal richtig Lust haben…
Ab 01.30 Uhr sind wir im Leichtathletik-Stadion und fiebern mit der Bielerin Nicole Büchler (32) im Finale der Stabhoch-Frauen. Allein dieser Auftritt war schon eine Sensation nach ihrer Verletzung vor wenigen Wochen und dem EM-Verzicht. Als sie die Anfangshöhe von 4,50 Meter locker schafft, sagt SRF2-Reporter Patrick Schmid: «Mittlerweile packt sie das im Vorbeigehen!»
«Bravo Nicole Büchler!»
Als sie auf 4,60 Metern den zweiten Sprung reisst, sagt Schmid: «Klar muss die Seeländerin Schmerzmittel nehmen.» Um 02.35 Uhr dann der dritte Sprung über 4,70 Meter. Sie reisst klar. Schmid: «Ein Höhe, die für sie jetzt nicht üblich ist. Sie hat sich ja in Finnland verletzt und seither keinen Wettkampf mehr bestritten.» Die Latte fällt und Schmid sagt zu Recht: «Bravo Nicole Büchler!»
Sein Kollege Mario Gehrer zieht Bilanz: «Zuletzt war in der Frauen-Leichtathletik bei Olympia nur Cornelia Bürki besser gewesen. Sie wurde 1984 Fünfte!» Aha, die Disziplin (3000 Meter) hätte er uns ruhig auch mitteilen können.
Später hören wir den sonst souveränen Interviewer Lukas Studer: «Ich darf doch zu dieser Leistung gratulieren?» Büchler schaut den Mann etwas verdutzt an und sagt: «Ja, dieser 6. Platz ist doch ein Wahnsinn. Weil mir ja sechs Wochen Vorbereitung und deshalb etwas Tempo beim Anlauf fehlen!»
Warum brach Ayana ein?
Ab 02.52 Uhr läuft das 5000-Meter-Finale der Damen. Die souveräne 10'000-Meter-Siegerin Almaz Ayana mit Fabelweltrekord aus Äthiopien läuft der Konkurrenz wieder davon. SRF2-Mann Patrick Schmid: «Den dritten Kilometer lief sie in 2:47 Minuten. Laufen Sie einmal einen Kilometer in 2:47… Nach ihrem 10'000-Meter-Erfolg wurde sie gefragt, wie das alles möglich sei. Sie hat geantwortet, das einzige Doping sei Jesus!»
Dieser muss sie dann vergessen haben. Denn plötzlich bricht Ayana ein und wird am Ende von zwei Kenianerinnen um rund 40 Meter distanziert! Schmid: «Trotzdem bleiben Fragen, aber wenigstens ist sie wieder auf dem Planet Erde gelandet!»
ZDF: 4. Plätze zählen nichts
Um 03.20 Uhr ärgern wir uns bei der 4 mal 100-Meter-Staffel der Frauen über ZDF-Mann Wolf-Dieter Poschmann. «Das ist im Rahmen, aber es ist eben ein 4. Platz! Na ja, bei einem Wechsel sahen wir noch etwas Luft!» Aber hallo, die Deutschen wurden immerhin von den drei Sprint-Grossmächten USA, Jamaika und Grossbritannien geschlagen.
Miss Rio aus Amerika
Um 03.31 Uhr die Siegerehrung über die 400 Meter Hürden der Frau. Wir durften drei Minuten lang in das wohl schönste Olympiasieger-Gesicht von Rio 2016 schauen: Dalilah Muhammad aus Amerika.
Schweiz weg vom 33. Platz?
Damit sagt der TV-Nachtvogel nach über 120 Stunden vor dem TV-Kasten ade. Ohne zu erwähnen, dass die Schweiz vor den letzten zwei Tagen allein auf dem 33. Platz von total 84 Nationen im Medaillenspiegel liegt. Mit den geforderten fünf Medaillen (2/1/2). Aber die Fans erwarten jetzt im Damen-Triathlon und bei den Mountainbikern wohl noch etwas mehr glänzendes Edelmetall ...